Beziehungskiller Handy – 6 wirkungsvolle Sofortmaßnahmen

von  Niklas Löwenstein

"Wir verbringen so gut wie keine Zeit miteinander und wenn er mal Luft hat, dann spielt er mit seinem Handy... Hätte nie gedacht dass das mal so ein nebeneinander her leben sein wird...”

Das Handy als Beziehungskiller. Vielleicht kennst du das ja auch aus deiner Beziehung? Als Coach bekomme ich dieses Feedback jedenfalls regelmäßig in der ein oder anderen Form von Lesern oder Kursteilnehmern. Und zwar von Frauen genauso wie Männern.

Smartphones sind ein Segen und eine Seuche. Die Dinger sind einfach so unglaublich praktisch, aber sie sind auch fiese Zeit-Vampire. Ich habe keine Zahlen aus Deutschland gefunden, aber ein erwachsener US Bürger verbringt durchschnittlich 2:55 Stunden am Tag am Handy! Wie weit du davon entfernt bist, sagt dir dein Handy ja mit der Screentime auch regelmäßig.

Wichtig ist, dass diese Zeit dir an anderer Stelle fehlt. Nicht zuletzt wirkt es sich als ein ziemlicher Beziehungskiller auf die meisten Partnerschaften aus, wenn beide Partner zu viel Zeit mit dem Handy verbringen. Einer repräsentativen Umfrage nach:

  • Gibt es in jeder zehnten Beziehung regelmäßig Streit, weil ein Partner zu viel Zeit am Handy verbringt
  • Ist sich mehr als jedes vierte Paar sicher, dass sie sich durch die Handynutzung weniger unterhalten

Wir hatten das Problem auch in unserer eigenen Beziehung, haben aber ein paar Gegenmaßnahmen entwickeln die (meistens) ziemlich gut funktionieren und die ich heute mit dir teilen möchte:


4 Sofortmaßnahmen gegen den Beziehungskiller Handy

1.

Ein fester Ort für die Handys


Wenn du dein Handy in der Tasche oder in Sichtweite hast, wirst du dich damit beschäftigen. Das Silicon Valley hat die Aufmerksamkeitsräuberei mittlerweile zu einer Wissenschaft gemacht. In den Konzernen von Apple bis Facebook beschäftigen sich ganze Abteilungen mit dem Behaviour Design. Also am Ende damit, wie sie dich dazu bringen können, möglichst viel Zeit mit ihren Geräten und Apps zu verbringen. Und sie nutzen dabei alle Schwächen, die wir haben.

Diesen Kampf kannst du kaum gewinnen, aber vor allem zu Hause gibt es eine zunächst ziemlich ungewohnte, aber sehr wirkungsvolle Gegenmaßnahme.

Legt euer Handy immer an einem bestimmten Platz ab. Wir haben dazu eine
stylische Aufbewahrungsbox in unserer Küche. Das hat den Vorteil, dass die Handys auch noch aufgeladen werden, während man sich nicht damit beschäftigt. Wichtig ist dabei aber, dass ihr euch einig werdet und die Smartphones dann auch dort ablegt.

2.

Handyfreie Zeiten bestimmen


Falls es euch zu viel ist Zuhause möglichst viel auf die Handys zu verzichten, solltet ihr euch zumindest bestimmte Zeiten einräumen, in denen die Handys außer Reichweite kommen, oder zumindest auf Flugmodus gestellt werden. Ich würde euch empfehlen, mindestens die folgenden Gelegenheiten Handy frei zu nutzen:


  • Beim Essen hat das Handy nichts zu suchen
  • Nehmt euch jeden Tag mindestens 15 Minuten gemeinsam, wo ihr euch wirklich unterhaltet und die Handys bewusst außer Reichweite bringt
  • Wenn ihr gemeinsam etwas macht, und wenn es nur eine Serie Netflix ist, hat das Handy nichts in der Nähe zu suchen
  • Wenn es ins Bett geht, sollten die Handys nicht in Reichweite sein. Das sorgt nicht nur dafür, dass ihr euch im Bett eher umeinander kümmert, sondern bringt euch auch noch einen viel erholsameren Schlaf und einen besseren Start in den Tag
3.

Notifications ausstellen


Du hast doch sicher schon einmal jemanden vor einem Spielautomaten sitzen sehen. Vielleicht kennst du sogar jemanden, der spielsüchtig ist und durch die Dinger sein ganzes Leben ruiniert hat. In Deutschland sind fast 200.000 Menschen glücksspielsüchtig und die meisten davon sitzen vor diesen Automaten.


Was du allerdings vielleicht noch nicht wusstest ist, dass deine Lieblingsapps sehr viel erfolgreicher genau die gleiche Technik nutzen, die diese Leute abhängig macht. Einfach um dafür zu sorgen, dass du sie so oft wie möglich öffnest.

Jedes Mal, wenn du eine Notification auf deinem Handy bekommst, jedes Mal wenn es vibriert, will dein Gehirn wissen, was für eine Information da auf dich wartet.


Hat dir jemand etwas Wichtiges geschrieben..? Wurde dein Bild geliked..?


Die Antwort darauf zu bekommen, gibt dir einen kleinen Dopaminschub. Dopamin ist ein Glückshormon und dein Gehirn kann nicht genug davon bekommen. Und weil du das mit den Notifications schon so unendlich oft gemacht hast, ist dein Denkorgan mittlerweile abhängig von diesen kleinen Dopamin-Shots.

Genauso geht es den Spielsüchtigen: Was passiert wohl, wenn die drei Räder stillstehen… Habe ich gewonnen, oder nicht?

Ein Spielautomat, der genauso funktioniert wie der Beziehungskiller Handy


Der Unterschied ist nur, dass dein Handy nicht dein Geld, sondern deine Zeit und deine Aufmerksamkeit frisst.

Es wird also Zeit für einen Entzug. Aber da du wohl kaum ganz auf dein Handy verzichten willst, solltest du zumindest alle Notifications ausstellen.

Und so gehts:


Und bevor du anfängst rumzunörgeln: Ja ich weiß, man hat oft das Gefühl, dass man die alle braucht und ganz schnell wissen muss, wenn mal wieder jemand auf Insta geschrieben hat.


Aber versuch dir jedes mal, wenn du so eine Notification aufmachst das Bild von dem Spielsüchtigen vorzustellen. Oder stell dir besser noch vor, dass du da eigentlich grade auf seinem Platz sitzt.



4.

4. Schmeiß deine Social Apps am besten ganz vom Handy


Die Notifications zu stoppen ist schon einmal ein guter Anfang, aber es geht noch effektiver:


Einer der einfachsten Hacks um dafür zu sorgen, dass du das tust, was du eigentlich möchtest, ist, das Verhalten, dass du nicht möchtest schwieriger zu machen.


Wenn du zum Beispiel weniger Süßigkeiten essen möchtest, dann ist das einfachste, was du tun kannst, keine mehr einzukaufen. Wenn du keine zu Hause hast, oder jedes Mal irgendwohin fahren musst, um dir welche zu kaufen, wenn du grade Lust hast, dann wirst du auf jeden Fall viel weniger davon essen.


Mit dem Handy funktioniert das genauso. Ich habe alle Social Media Apps von meinem Handy gelöscht. Natürlich kann ich noch über meinen Computer darauf zugreifen, aber wenn ich mal grade 10 Sekunden Langeweile habe, dann kann ich nicht einfach mein Handy rausholen und mich in meinem Facebook oder Insta Feed verlieren. Das alleine sorgt dafür, dass ich diese Netzwerke kaum noch nutze und mehr bewusste Zeit mit meiner Frau und meinen Kindern verbringe.

5.

5. Nutz dein Handy am besten überhaupt nicht für Unterhaltung


Wo wir grade dabei sind: Ich würde dir und deinem Partner wirklich empfehlen auch alle Spiele von deinem Handy zu löschen!

Genau wie Facebook und Co. arbeiten Heerscharen von sehr schlauen Leuten daran, dafür zu sorgen, dass es dir so schwer wie möglich fällt, die Spiele wegzulegen. Das sind sozusagen die Spielautomaten 2.0, die du jederzeit in deiner Tasche hast. 


Wenn du deine Zeit zurückhaben möchtest, dann versuche alles, um dein Telefon für Kommunikation zu nutzen und andere Geräte für die Unterhaltung. 


6.

Dran bleiben...


Jede dieser Ideen ist gut und funktioniert, wenn du sie umsetzt.


Aber unterschätze nicht, welche Macht dein Handy auf dich ausübt. Wenn du nicht regelmäßig dran bleibst, dann kann auch so eine digitale Entschlackungskur schon in wenigen Wochen wieder vorbei sein. Dann habt ihr zwar den Platz für die Handys, aber sitzt beide beim Essen und surft in eurem Newsfeed.


Am besten schließt du von daher einen Pakt mit deinem Partner. Wenn ihr beide dafür sorgen wollt, dass ihr euch eure Zeit zurückholt, gemeinsam überlegt, wie ihr mit der Versuchung der Handys in eurem Alltag umgehen wollt, kann es funktionieren. Wenn ihr euch auf etwas einigt und euch gegenseitig unterstützt, wenn einer von euch “rückfällig” wird, dann könnt ihr es zusammen hinbekommen.

Der Ausblick

Handys werden uns so schnell nicht verlassen und da die Konzerne damit Geld verdienen, dass sie möglichst viel von deiner Zeit entführen, werden Apps in naher Zukunft auch nicht weniger verlockend werden.

Damit eure das Handy für euch nicht zum Beziehungskiller wird und eure Zeit zu zweit nicht durch die Handys vermiest wird, solltet ihr möglichst bewusst damit umgehen und euch darüber abstimmen, was für eine Rolle die Smartphones in eurer Partnerschaft spielen sollen/dürfen.

Wenn du weitere Tipps hast, wie ihr mit euren Handys umgeht, schreib sie mir in die Kommentare!

Niklas Löwenstein


Muss ich mich wirklich trennen, oder gibt es noch Hoffnung? Niklas war kurz davor, seine Ehe gegen die Wand zu fahren... Um seine Kinder vor einer Scheidung zu bewahren und wieder glücklich werden zu können, stürzte er sich auf alles, was seiner Beziehung vielleicht helfen konnte.

Aus dieser Suche wurde erst ein Hobby und dann nach und nach seine Lebensaufgabe. Heute ist seine Ehe glücklicher als je zuvor und er hilft mit seinen Artikeln, Büchern und Programmen hunderttausenden dabei, auch wieder glücklichere Beziehungen zu führen.

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