Liebe in schwierigen Zeiten

von  Niklas Löwenstein

Kannst du dich noch an den Tag erinnern, an dem du dir sicher warst, dass du den Rest deines Lebens mit deinem Partner oder deiner Partnerin zusammenbleiben wolltest?

An dem du dich dazu entschieden hast, zu heiraten oder Kinder zu bekommen?

Kannst du dich noch erinnern, wie es sich angefühlt hat, als du deinem Partner in die Augen geschaut hast? Wie ihr über eure gemeinsame Zukunft gesprochen habt?

Wenn man verliebt ist, in der Anfangszeit einer Beziehung, ist Liebe keine Arbeit. Wir verbringen viel Zeit miteinander und sind sehr auf den Partner konzentriert. Wir fühlen uns wunderbar, wenn wir an den Partner denken. Und es macht uns glücklich, ihm oder ihr so oft wie möglich eine Freude zu machen und unsere Liebe zu zeigen.

Irgendwann entscheiden wir uns dann, den nächsten Schritt zu gehen und zu heiraten oder Kinder zu bekommen. Wir kennen uns, passen toll zusammen und wollen gemeinsam eine glückliche Zukunft voll Harmonie und Liebe aufbauen.

Wie kommt es dann, dass in einer leidenschaftlichen Beziehung nach der Geburt eines Kindes so oft die Glückskurve sinkt? Dass Partner, die sich vorher noch jeden Wunsch von den Augen abgelesen haben, auf einmal ihrer Liebe nicht mehr sicher sind?

Meiner Erfahrung nach ist der Grund dafür zu einem großen Teil in den eigenen Prioritäten zu finden. Die Geburt des ersten oder auch zweiten Kindes krempelt das Leben der Eltern auf eine Weise um wie kaum etwas anderes. Natürlich treten da zunächst einmal die eigenen Bedürfnisse und damit die Partnerschaft in den Hintergrund.

Während sich mein Leben vorher hauptsächlich um meine Frau, den Job und meine Freunde gedreht hat, blieben nach der Geburt meines Sohnes zunächst einmal nur noch das Kind und der Job übrig. Für meine Frau war die Situation noch anspruchsvoller: Sie hatte den Löwenanteil der Arbeit mit dem Kind und war nebenher noch selbstständig tätig. Wir hatten das vorher völlig unterschätzt!

Kleinkinder sind vollkommen von den Eltern, insbesondere der Mutter, abhängig und benötigen sehr viel Aufmerksamkeit. Dazu kommen zusätzliche Belastungen, Unsicherheit und eine oft chronische Müdigkeit. Das erzeugt natürlich Spannungen zwischen den Partnern. Man fängt an, sich anzuzicken. Und das in einer Situation, in der die Partnerschaft neben dem Kind sowieso nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Bei uns und vielen unserer Freunde war es in jedem Fall so, dass wir aufgehört haben, die Dinge zu tun oder zu sagen, mit denen wir uns früher unsere Liebe gezeigt haben. Einfach weil wir so viel anderes im Kopf hatten.

Nach vielen Gesprächen mit anderen Eltern bin ich mir sicher, dass das auch normal ist. Übermüdet und überfordert tröstet man sich damit, dass sich alles wieder einpendeln wird, wenn das Kind wirklich angekommen ist und das Leben wieder ein wenig ruhiger geworden ist.

Was wir dabei aber nicht wahrnehmen: In den ersten Monaten mit kleinen Kindern schleicht sich der neue Alltag in unsere Beziehung. Wir gewöhnen uns daran, wie wir jetzt miteinander umgehen. Wir konzentrieren und auf alles Mögliche, aber nicht auf unsere Partnerschaft und das birgt ein großes Risiko:

Eure Beziehung bewegt sich auf einer Skala zwischen zwei Extremen. Das eine Ende ist deine Vorstellung der perfekten, glücklichen Beziehung. Das andere ist die Trennung.

Niklas Löwenstein

Jeden Tag bewegt ihr euch einen Schritt in die eine oder andere Richtung. Und in den ersten ein bis zwei Jahren mit kleinen Kindern hat die Partnerschaft oft Pause, weil so viel anderes wichtig ist.

Natürlich verbinden gemeinsame Kinder  auch enorm. Sie sorgen auch dafür, dass ihr Herausforderungen meistern müsst an denen ihr gemeinsam wachsen könnt. Aber nur weil ihr aufgrund des stressigeren Alltags ein besseres Team werdet, macht das nicht unbedingt glücklichere Partner aus euch.

Die Probleme die einen Richtung Trennung führen, sind meist nicht der Alltag mit den Kindern. Es sind andere Faktoren, die einen an der Beziehung zweifeln lassen.

  •    Wenn ihr euch keine Zeit mehr für einander nehmt
  •    Wenn man keine Komplimente mehr bekommt oder gibt
  •    Wenn es schon Tage oder Wochen her ist, dass ihr euch mal ganz bewußt einen Kuss gegeben habt
  •    Wenn ihr keinen Spaß mehr gemeinsam habt, sondern sich alles irgendwie ernst anfühlt
  •    Wenn von Romantik bei euch nicht viel mehr übrig ist, als ein Last-Minute-Geschenk am Jahrestag
  •    Und der gelegentliche Sex eher Routine als Leidenschaft ist…

Solche Probleme sind nicht auf einmal da. Sie entstehen ganz langsam, unmerklich zunächst. Weil alles grade wichtiger ist als dem anderen seine Liebe zu zeigen oder eine Freude zu machen. Weil die Kinder, der Job und ein wenig Zeit für sich selbst wichtiger scheinen als der Partner. Und ihr euch so jeden Tag ein kleines Stück voneinander entfernt.

Meine Frau und ich haben jedenfalls das ein oder andere davon erlebt. Ich fand es furchtbar in diesem Zwiespalt zu sein. Da sagt einem der Verstand, dass man eigentlich nach allen objektiven Kriterien glücklich sein sollte Und das war auch so, wenn ich meinen Sohn in den Armen hielt. Aber oft genug fühlte ich mich auch frustriert und ratlos. Man hat im Grunde ein unbezahlbares Geschenk bekommen, das man nie wieder hergeben würde, Aber man vermisst trotzdem sein altes Leben und erkennt seine Partnerschaft überhaupt nicht wieder. Anstatt vor Glück zu tanzen, fragt man sich dann auf einmal, was wohl passiert, wenn die Liebe das nicht auf Dauer aushält.

Meine Hoffnung war zu dem Zeitpunkt, dass es nach der stressigen Zeit sicher wieder anders wird. Aber so einfach ist es nicht. Das Problem, dem sich viele nicht bewußt sind ist, dass sich dieser Trend nicht an einem Tag wieder umkehren lässt. So funktionieren Menschen und Beziehungen einfach nicht. Es gibt nicht den einen Tag, an dem der Stress mit den Kindern vorbei ist und ihr mit eurer glücklichen Beziehung dort weiter macht, wo ihr den Fokus auf die Beziehung verloren habt. Wenn das so wäre, würden nicht etwa 43,6 Prozent der Ehen früher oder später geschieden werden.

Man kann das ganz gut mit dem eigenen Gewicht vergleichen. Wenn du ein Jahr lang jeden Tag schlemmst und keinen Sport treibst, wirst du eine Menge zunehmen. Nimmst du dir jetzt vor wieder zu deiner früheren Figur zu kommen, dann braucht das eine Weile und wird nicht funktionieren, wenn du nicht einiges änderst.

Ihr kommt nur wieder zu einer schönen Beziehung, wenn ihr euch beide Mühe gebt und dafür muss irgendwann zumindest einer von euch anfangen. Es gibt dabei ein ganz einfaches Prinzip, dass euch helfen wird, wieder zu der Liebe und Leidenschaft der Anfangszeit eurer Beziehung zurückzufinden, wenn du es dir zu Herzen nimmst:

Jeder Tag bringt euch entweder einen Schritt in Richtung Traum-Beziehung oder in Richtung Trennung.

Auch hier ist es mit Beziehungen ganz ähnlich wie mit dem Essen. Dein Gewicht wird von einem Tag auf den anderen nie genau gleich bleiben. Du nimmst entweder ein wenig zu oder ab. Wenn du dich darauf konzentrierst, jeden Tag etwas abzunehmen, wirst du über kurz oder lang zu deinem Idealgewicht kommen.

Da ist aber noch ein Haken:

Es gibt unendlich viele Tipps, wie man sich gesund ernähren könnte. Aber am Ende sind die meisten trotzdem mit ihrer Figur unzufrieden. Genau wie jedem Partner eigentlich klar ist, dass Komplimente oder liebevoll ausgesuchte Geschenke gut für die eigene Beziehung sind, reicht es eben nicht, zu wissen, wie man sich gesund ernähren könnte. Es geht darum, regelmäßig die richtigen Dinge zu tun, nicht nur, sie zu wissen.

Und genau da setzt dieses Beziehungsjournal an. Im Grunde hältst du eine Art Trainingsprogramm für eine glücklichere Beziehung in deinen Händen, das schon vielen Beziehungen eine ganz neue Richtung egeben hat. Wobei Training ein wenig übertrieben ist. Hier musst du nicht stundenlang auf dem Laufband schwitzen, sondern es reicht, fünf Minuten pro Tag ein paar Sätze zu Papier zu bringen. Es geht darum, dich jeden Tag einige Minuten damit auseinanderzusetzen, wie du dafür sorgen kannst, dass ihr an diesem Tag einen Schritt in die richtige Richtung macht.. Das tust du, indem du wieder deine frühere Einstellung deinem Partner gegenüber einnimmst und versuchst, jeden Tag etwas Nettes für ihn oder sie zu tun.

Dazu musst du nicht täglich einen Strauß Rosen kaufen oder ein Candle-Light-Dinner bei Luigi veranstalten. Manchmal reicht es, eine nette Whatsapp zu tippen oder mal eine Viertelstunde lang die Handys auf Flugmodus zu stellen und sich bewusst zu unterhalten. Es geht vor allem darum, dass du deine Einstellung änderst und die Frage, wie du deinem Partner eine Freude machen könntest, dein täglicher Begleiter wird.

Wenn du daraus eine Gewohnheit machst und deinen Partner mit ins Boot holst, wirst du Schritt für Schritt Änderungen spüren:

  • Anstatt das Gefühl zu haben, dass ihr keine Zeit mehr als Paar verbringt, fangt ihr an, euch jeden Tag ein paar Minuten Paar-Zeit zu nehmen, die ihr bewußt und ohne Ablenkung miteinander verbringt.
  • Auf einmal sagt dir dein Partner, wie toll er oder sie deinen Einsatz findet, denn anstatt als Mitbewohner nebeneinander zu existieren, nehmt ihr den anderen wieder bewußter wahr.
  • Anstatt mit dem Last-Minutes-Geschenk am Valentinstag auszukommen, denkt Ihr häufig darüber nach, wie ihr dem anderen eine Freude machen könnt und findet Gelegenheiten an jeder Ecke.
  • Und es vergeht kein Tag mehr, an dem ihr euch nicht mindestens einen Kuss gegeben habt. Und zwar keinen im Vorbeigehen und mit zehn anderen Dingen im Kopf. Ich meine einen bewussten Kuss, der die Zeit für einen Moment und dem anderen signalisiert, dass man ihn wirklich lieb hat.

Große Veränderungen kommen nicht über Nacht und genauso wenig wie du im Schlaf deine Idealfigur erreichst, gibt es eine Abkürzung zu einer dauerhaft glücklichen Beziehung. Aber „Bis das der Tod euch scheidet“ kann eine ziemlich lange Zeit werden und du schuldest es dir, dafür zu sorgen, dass du dein Leben in einer liebevollen Beziehung genießen kannst. Dieses Journal kann dir dafür den Weg weisen, aber gehen musst du ihn selbst.

Vergiss nicht, dass ihr jeden Tag entweder einen Schritt Richtung Traum-Beziehung oder Richtung Trennung geht. Wenn du jeden Tag diesen einen, kleinen Schritt in die richtige Richtung gehst, steht euch eine aufregende Reise bevor. Wenn deine Beziehung so jeden Tag nur um ein Prozent besser wird, macht das auf Dauer den Unterschied zwischen einem Leben in Schwarz-Weiß und einem in Farbe.  

 

Niklas Löwenstein


Muss ich mich wirklich trennen, oder gibt es noch Hoffnung? Niklas war kurz davor, seine Ehe gegen die Wand zu fahren... Um seine Kinder vor einer Scheidung zu bewahren und wieder glücklich werden zu können, stürzte er sich auf alles, was seiner Beziehung vielleicht helfen konnte.

Aus dieser Suche wurde erst ein Hobby und dann nach und nach seine Lebensaufgabe. Heute ist seine Ehe glücklicher als je zuvor und er hilft mit seinen Artikeln, Büchern und Programmen hunderttausenden dabei, auch wieder glücklichere Beziehungen zu führen.

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