Ist mein Partner passiv-aggressiv oder nur gestresst?

von  Niklas Löwenstein

Hast du dich in letzter Zeit mal selbst gefragt: Ist mein Partner passiv-aggressiv? Ja, der Begriff sagt dir etwas, aber du weißt nicht ganz, ob er zutrifft…In eurer Beziehung kriselt es und im Streit weißt du oft nicht, wie du richtig reagieren kannst, denn irgendetwas nimmt dir scheinbar ständig die Power. Wenn dein Partner passiv-aggressiv handelt, kann genau das der Grund dafür sein. 

Kämpfst du mit passiv-aggressivem Verhalten in deiner Partnerschaft?

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Passiv-aggressives Verhalten macht es dem Gegenüber schwieriger, zu reagieren, weil eigentliche Gefühle dabei nicht direkt ausgedrückt werden. Das betrifft natürlich nicht nur Partnerschaften, sondern kann dir immer begegnen, wann immer du in Beziehung mit anderen Menschen bist - in deiner Familie, auf deiner Arbeit, im Freundeskreis. 

Wie also lässt sich ein solches Verhalten erkennen? Und wie kannst du gut darauf reagieren?

Wir zeigen dir 7 Anzeichen, die dir die Frage “Ist mein Partner passiv-aggressiv?” beantworten können und sagen dir dann, wie du damit gut umgehen kannst.

Was ist passive Aggressivität?

Eine offene (aktive) Aggressivität ist relativ leicht zu erkennen. Das macht es so schwierig, mit passiv-aggressivem Verhalten umzugehen. Wie kann ich mir sicher sein, dass mein Partner passiv-aggressiv agiert? 

Der Begriff der passiven Aggressivität geht zurück auf einen Militärpsychologen, der bei Soldaten ein Verhalten beobachtete, mit dem sie z.B. durch offenbar absichtliches Überhören eines Befehls Kriegshandlungen entgingen. 

In seiner extremeren Form gilt passiv-aggressives Verhalten sogar als krankhaft, aber es ist tatsächlich umstritten, ob es eine Persönlichkeitsstörung darstellt oder nicht. 

Unumstritten ist aber, dass der Umgang mit Menschen, die sich passiv-aggressiv verhalten, schwierig ist. Und dass es ein Verhalten ist, dass einem wirklich häufig begegnen kann.

Warum verhält sich jemand passiv-aggressiv?

Die Äußerungen (oder das Verhalten) von passiv-aggressiven Menschen sind in der Regel widersprüchlich zu dem, was sie eigentlich meinen. 

Aber warum tun sie das?

Gefühle auszudrücken mag eigentlich ein natürliches Verhalten sein, das wir im Miteinander lernen. Dennoch sind viele Menschen nicht gut in der Lage dazu, z.B. weil sie in ihrer Kindheit Ärger bekamen, wenn sie sich aggressiv oder traurig zeigten. Wenn negative Gefühle allerdings unterdrückt werden, verschwinden sie dadurch ja nicht. Sie suchen sich ihren Weg. Bei passiv-aggressiver Persönlichkeitsstruktur werden sie dann eben durch gemeine Aussagen oder unfaires, sabotierendes Verhalten ausgedrückt.

Das Problem für diese Menschen liegt darin, dass sie nicht in der Lage sind, ihre Bedürfnisse oder Wünsche auf direkte, ehrliche Weise zu äußern. Trotzdem möchten sie sie gerne durchsetzen. Diese widersprüchlichen Signale sorgen bei ihrem Gegenüber normalerweise für eine Unsicherheit, die dessen eigene Stellung höchstwahrscheinlich schwächt - so kommen Leute mit passiv-aggressiven Verhaltensmustern letztlich zu ihrem Willen.

Ist mein Partner passiv-aggressiv oder nur gestresst?

In einer Paarbeziehung kann sich passive Aggressivität auch mit der Zeit entwickeln, sozusagen als Symptom, wenn sich Paare auseinanderleben oder ihr gemeinsames Leben von äußeren Umständen belastet wird.

Stress kann sich dann in dieser Art des Ausdrucks “entladen”. Oder aber man wird immer genervter vom Partner, weil man wesentliche Teile seines Lebens nicht mehr richtig miterlebt, sich die Partner nicht mehr einander mitteilen. Dann können passiv-aggressive Verhaltensmuster erscheinen, weil man aneinander vorbeikommuniziert und Dinge, die man vorher vielleicht als charmant empfunden hat, einem plötzlich auf die Nerven gehen. Da das aber meistens erstmal unbewusst vonstatten geht, hat auch die unbewusste passive Aggressivität plötzlich ein leichtes Einfalltor.

Stell dir eure Liebe füreinander mal vor wie ein Kaminfeuer in einer kalten Winternacht. Jedesmal, wenn ihr etwas Nettes zueinander sagt, jede liebevolle Geste, jeder Gefallen, ein Lächeln, eine Umarmung…das alles sind Holzscheite, die ihr auf euer Liebesfeuer legt und es so am Weiterbrennen oder zum Lodern bringt. Dieses Feuer schützt eure Beziehung und wärmt euch. Aber jedes Mal, wenn ihr unachtsam miteinander umgeht, jede Verletzung, jedes Ärgernis oder Versäumnis lässt euch einen Scheit - mal größer, mal kleiner - aus dem Feuer nehmen…euer Liebesfeuer wird kleiner, wird zur Glut, droht, zu verlöschen.

Je kleiner euer Liebesfeuer brennt, desto größer ist auch die Gefahr, dass sich Verhaltensmuster einschleichen, die eure Beziehung immer mehr gefährden. Umso mehr gilt das natürlich, wenn einer der Partner eine ohnehin passiv-aggressive Persönlichkeitsstruktur hat. 

7 Warnsignale: Ist mein Partner passiv-aggressiv?

Ob dein Partner oder eine Person in deinem Umfeld passiv-aggressiv agiert, kannst du an bestimmten Anzeichen erkennen. Wenn du diese erkennen kannst, wirst du das Verhalten für dich schon mal besser einordnen können. Und eine Reaktion auf das Verhalten wird dir so gleich viel leichter fallen.

Es gibt mehrere Studien, die sich mit Persönlichkeitsstrukturen, insbesondere mit passiv-aggressivem Verhalten, beschäftigen. Bestimmte Verhaltensweisen scheinen dabei immer wieder typisch zu sein.

Wenn du dich also schon mal gefragt hast: “Ist mein Partner passiv-aggressiv?”, dann überlege, ob dir die folgenden Anzeichen bekannt vorkommen.

  1. Dein Partner ist oft unpünktlich.

Dein Partner ist oft spät dran. Das gilt für eure Verabredungen genauso wie für Deadlines im Job. Pünktlichkeit ist einfach nicht sein Ding. Und ihm selbst scheint das auch gar nicht viel auszumachen. Auch das Prokrastinieren - also das Aufschieben von Pflichten oder Arbeiten - gehört irgendwie schon immer zu ihm. Manchmal scheint es so, als habe er eine ganz eigene Zeitrechnung und ob die zu den Menschen in seinem Umfeld passt, ist ihm eher egal.

  1. Arbeiten werden oft nicht beendet

Dein Partner hat die Tendenz, eine Arbeit anzufangen, aber dann nicht zu beenden. Das kann in einem gemeinsamen Alltag - insbesondere, wenn man zusammenlebt oder gemeinsame Kinder hat - sehr nervenaufreibend sein. Immer bleibt irgendetwas liegen und du hast das Gefühl, deinem Partner ständig “hinterherzuräumen”. Dabei ist es so, dass gerade diese angefangenen Arbeiten, die dann herumliegen, dich besonders stressen können. Denn ab dann schreien sie förmlich danach, bitte beendet zu werden. Letztlich wird das auch das Ziel deines Partners sein: Dass du die ungeliebten Arbeiten übernimmst.

  1. Dein Partner macht dir Scheinkomplimente.

Das kann eine sehr verletzende Masche sein: Du bekommst scheinbar ein Kompliment, es hängt dann aber ein großes “Aber” daran. 

“Dein neues Kleid ist wirklich schön. Die paar Pfunde, die du gerade zugelegt hast, fallen da ja gar nicht auf!” oder “Das ist ja richtig gut geworden, bin ich gar nicht von dir gewohnt!” 

Kommt dir das bekannt vor? Deine Gefühle fahren in so einem Moment in Windeseile Achterbahn. Erst schlägt dein Herz vor Freude höher, dann ist es, als würdest du einen Schlag in die Magengrube bekommen. Und letztlich wünschst du dir, dein Partner hätte einfach gar nichts über das neue Kleid gesagt.

  1. Du wirst versteckt beleidigt.

Menschen mit einer Neigung zu passiv-aggressivem Verhalten können wahre Experten sein im Beleidigen, ohne sich selbst dabei offensichtlich zu bekleckern. Die Beleidigungen kommen entweder in einem Deckmäntelchen oder aber werden von Anfang an kleingeredet: 

“Ich will ja nicht gemein klingen, aber die neue Frisur von Tanja ist doch ziemlich peinlich!”. 

Was einem im Job immer wieder sehr die Laune verderben kann, ist innerhalb einer Partnerschaft eine wirklich toxische Angelegenheit, denn du wirst so immer wieder kleingehalten und befürchtest im schlimmsten Falle ständig einen solchen verbalen Angriff.

Ein anderer Fall ist es, wenn dein Partner dich gar nicht mal so versteckt angreift und dann hinterherschiebt:

“Nun sei nicht schon wieder so empfindlich!”

Damit wird dir die Verantwortung für die Situation übertragen. Dein Partner hat dich angegriffen, aber du sollst selbst schuld sein, wenn dich das trifft.

Manchmal dient auch Humor als Tarnung. Es wird also etwas Verletzendes gesagt und dann wird ein “War doch nur Spaß!” hinterhergeschoben.

  1. Dein Partner hüllt sich bei Ärger in Schweigen

“Silent Treatment” ist ein Begriff, der in den letzten Jahren auch im deutschen Sprachraum verwendet wird. Er bezeichnet eine Art der Bestrafung  - nämlich durch Schweigen. 

Goethe sagte einmal: Was hast du? Klage, solange du willst, nur das Schweigen ist mir unausstehlich.

Damit spricht er aus, was viele Menschen so empfinden: Durch Schweigen bestraft zu werden, kann sehr quälend sein. Denn dieses Silent Treatment ist wie ein grober Ausschluss, eine direkte Ablehnung. Die Verbindung zwischen zwei Menschen wird durch den Abbruch der Kommunikation sofort gekappt. Somit hat das Gegenüber auch keine gute Möglichkeit mehr, zu reagieren. Wie auch? Die Türen sind sozusagen zu.

  1. Es werden unmögliche Wünsche geäußert.

Eine weitere Verhaltensweise, die sehr anstrengend sein kann, ist es, wenn dein Partner öfter mal Wünsche an dich richtet oder dich um etwas bittet, dann aber sofort hinterher schiebt, dass das ja eh nicht möglich sei: 

“Geht eh nicht, ist jetzt auch egal!” oder “Nee, machen wir es halt mal einfach wieder so, wie du willst!” 

Dieses Verhalten greift dich zwar nicht direkt in deiner Persönlichkeit an, aber es kann dir das Gefühl geben, nicht fähig genug zu sein, um deinem Partner das zu geben, was er angeblich braucht. Es suggeriert quasi, dass du oder dein Können eine Enttäuschung sei.

  1. Dein Partner ist unfair.

Leute mit passiv-aggressiver Persönlichkeitsstruktur verhalten sich oft in hohem Maße unfair. Im Job kann es dir bei einem solchen Kollegen passieren, dass er dir z.B. absichtlich eine falsche Deadline nennt, damit du einen Abgabetermin verpasst - sodass er dadurch besser dasteht oder sonst irgendeinen Vorteil daraus zieht.

In deiner Partnerschaft kann es immer wieder sein, dass du z.B. glaubst, dich an eine Absprache zu halten und dir dann aber etwas Anderes entgegen gepfeffert wird. Es ist extrem frustrierend, wenn man sich immer wieder unfair behandelt oder beurteilt fühlt.

Hast du deinen Partner in einem oder mehreren der Punkte wiedererkannt? Die eingangs gestellte Frage “Ist mein Partner passiv-aggressiv?” musst du leider mit einem klaren JA beantworten? Dann kommen jetzt für dich ein paar Hilfen, die du anwenden kannst, damit du künftig nicht mehr so sehr unter diesem Verhalten leiden musst. 

4 wesentliche Tipps für den Umgang mit passiver Aggressivität

Das Zusammenleben mit einem passiv-aggressiven Partner kann sehr schwierig sein. Immer wieder kann es zu Situationen kommen, die dich verletzen und eure Beziehung daher nachhaltig schädigen.

Dein Leidensdruck ist natürlich umso größer, je öfter sich dein Partner passiv-aggressiv verhält. Und natürlich gibt es auch Unterschiede in der Intensität, mit der man Verletzungen wahrnimmt. 

Das Verhalten lässt sich nicht gut ignorieren, aber es gibt einige Möglichkeiten, wie du deinem Partner “den Wind aus den Segeln” nehmen kannst. 

4 Tipps für den Umgang mit einem passiv-aggressiven Partner
  • Lass dich möglichst nicht durch Kommentare provozieren. Wenn du dich mit dem Verhalten deines Partners jetzt auseinandersetzt, hast du die Möglichkeit, die Muster zu erkennen, wenn er sie gewissermaßen einsetzt. Das gibt dir einen Vorsprung, denn so hast du in der Situation eher die Möglichkeit, ruhig zu bleiben.
  • Das Verhalten deines Partners wird in der Regel nicht persönlich gemeint sein, sondern ist aus einer Prägung heraus entstanden - eine Strategie, die von ihm entwickelt wurde, weil er es als Kind vielleicht musste, um klarzukommen.  Behalte das für dich im Hinterkopf. Das hilft, sich nicht so schnell verletzt zu fühlen, auch wenn Verletzendes gesagt oder getan wird.
  • Sei dir möglichst immer im Klaren darüber - und zwar im Vorfeld-, was du in einer Situation von deinem Partner willst oder dir wünschst. Dann kannst du dies klar formulieren und von ihm auch durchaus klare Antworten fordern. Wichtig ist dabei aber, dass du dich innerlich nicht über deinen Partner stellst. Im besten Falle findest du einen Vorteil auch für ihn, wenn du dir etwas von ihm wünscht. Menschen mit passiv-aggressiver Persönlichkeitsstruktur möchten in der Regel etwas für sich gewinnen können.
  • Beschränkt sich das besagte Verhalten deines Partners auf Trödeleien, Aufschieberitis (die o.g. Prokrastination) und ständiges Zuspätkommen, ist das sehr ärgerlich und hat natürlich großen Einfluss auf dein Leben - das ist ja auch in der Regel das, was dein Partner damit im Sinn hat. Eine Lösung kann hier ein ganz pragmatischer Ansatz sein. Denke praktisch. Es ärgert dich natürlich immer, wenn er zu spät kommt, aber trotz Bitten oder Ermahnungen ändert er sich nicht. 
    Statt dich mit deinem Partner nach der Arbeit in einem Restaurant zu treffen, fahrt erstmal beide nach Hause und zieht dann zusammen los. Kommt er zu spät, kannst du dich beschäftigen und bist weniger gezwungen, Zeit zu verschwenden. Vereinbart, dass er dich auf jeden Fall informiert, wenn er viel zu spät kommt.

Zusatztipp: Wie geht es weiter mit eurer Beziehung?

Du hast nun einige Informationen und Tipps bekommen, die dir Hilfen sein können im Umgang mit passiver Aggressivität. 

Was sich im Job ganz gut austesten lässt, bedeutet für eine Beziehung - also das wirklich nahe Zusammenleben - tiefgreifende Veränderungen.

Deinem Partner wird es nicht entgehen, dass du nun anders auf ihn reagierst. Vielleicht spricht er dich auch direkt darauf an. Vielleicht machen ihn deine Reaktionen wütend oder sie verunsichern ihn. Dann könnt ihr dann in einer wirklich ruhigen Minute das Gespräch suchen. Hier sollte es nicht darum gehen, ihm sein Verhalten vorwurfsvoll unter die Nase zu reiben. 

Fang stattdessen bei dir an. Erzähl ihm, wie dein Verhalten (z.B. ruhig durchzuatmen, statt in einen aggressiven Streit zu gehen) dir hilft, besser mit Konflikten umzugehen. Vielleicht hat er auch schon etwas verändert, das du positiv bemerken kannst.

Letztlich geht es immer um euer Zusammensein, um eure Beziehung, um eure gemeinsame Zukunft - und darum, aufeinander zugehen zu können. Wenn ihr beide das Gefühl habt, Hilfe gebrauchen zu können, weil es einfach nicht so gut läuft, ist vielleicht ein Paarcoaching oder eine Paartherapie etwas für euch. In meinem Artikel Eheberatung habe ich viele Informationen diesbezüglich für dich zusammengetragen.

Mach dir klar: in keiner Beziehung ist immer eitel Sonnenschein. Und eine Beziehung zu führen, ist immer auch ein bisschen mit “Arbeit” verbunden.

Wenn du selbst mehr tun und lernen möchtest, wie du mit kleinen Veränderungen wieder mehr Leichtigkeit, Freude und Harmonie in deine Beziehung bringen kannst, lege ich dir meinen 9-Wochen-Kurs Momentum ans Herz.

Niklas Löwenstein


Muss ich mich wirklich trennen, oder gibt es noch Hoffnung? Niklas war kurz davor, seine Ehe gegen die Wand zu fahren... Um seine Kinder vor einer Scheidung zu bewahren und wieder glücklich werden zu können, stürzte er sich auf alles, was seiner Beziehung vielleicht helfen konnte.

Aus dieser Suche wurde erst ein Hobby und dann nach und nach seine Lebensaufgabe. Heute ist seine Ehe glücklicher als je zuvor und er hilft mit seinen Artikeln, Büchern und Programmen hunderttausenden dabei, auch wieder glücklichere Beziehungen zu führen.

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