Warum sollte ich Selbstliebe lernen? Als Beziehungs-Coach sehe ich dauernd Menschen, die eine falsche Vorstellung davon haben, was Selbstliebe ist und warum sie so wahnsinnig wichtig für dein Leben ist. Selbstliebe ist das Gefühl, dass wir so, wie wir sind, geliebt werden können. Dass wir uns selbst als Persönlichkeit annehmen können.
Bei der Selbstliebe geht es um die Beziehung zu dir selbst und die brauchst du, wenn du in deinem Leben auch andere liebevolle Beziehungen führen möchtest.
Leider haben viele Menschen das Gefühl, Selbstliebe erst wieder lernen zu müssen. In diesem Beitrag möchte ich dir deshalb nicht nur erklären, was Selbstliebe bedeutet (und was nicht!), sondern auch darauf eingehen, wie du Selbstliebe lernen kannst, welche Stolpersteine es dabei gibt und was du konkret tun kannst, um heute noch einen wichtigen Schritt hin zu mehr Selbstliebe zu machen. Denn wer sich selbst liebt, kann auch seine Mitmenschen und sein Leben lieben – und dadurch auch glücklichere Beziehungen führen.
Was ist Selbstliebe?
Ich habe es oben bereits angedeutet: Selbstliebe hat viel mit Selbstakzeptanz zu tun. Sie hat nichts damit zu tun, perfekte Fotos deines Lebens auf Instagram zu posten. Denn zur Selbstliebe gehören auch all deine Schattenseiten und alles, was du gerne vor anderen verheimlichen möchtest. Selbstliebe ist deshalb unabhängig davon, was andere von dir denken. Die Zuneigung oder der Respekt von anderen ist eher die Folge deiner Selbstliebe, nicht die Ursache.
Das Gute ist: Selbstliebe ist kein spontanes Gefühl wie Hass, Ekel oder Freude. Sie greift viel tiefer. Und deshalb können wir sie auch bewusst lernen.
Was ist Selbstliebe nicht?
Selbstliebe wird sehr häufig falsch verstanden. Die häufigsten dieser Fehleinschätzungen möchte ich folgend erläutern.
Selbstliebe ist mehr als die Abwesenheit von Selbsthass
Wenn dir jemand auf der Straße begegnet, liebst du diesen Menschen nicht. Du hasst ihn aber auch nicht (selbst, wenn er dir den Parkplatz vor der Nase weggeschnappt hat). Es ist einfach eine Person, der du neutral gegenüber stehst. Wenn diese Person jetzt den Bus verpasst, ist dir das egal. Zwischen Liebe einerseits und Hass andererseits gibt es ein großes Spektrum – von Abneigung über Desinteresse bis hin zu Neugierde und Zuneigung –, das wir anderen Menschen gegenüber empfinden.
So ist das auch mit Selbstliebe. Selbstliebe ist mehr als die Abwesenheit von Selbsthass. Sie geht über die Indifferenz hinaus. Selbstliebe bedeutet, eben auch diejenigen Aspekte anzunehmen, die dich nicht begeistern.
Selbstliebe ist kein Narzissmus
Narzissmus bezeichnet eine Persönlichkeitsstörung. Selbstliebe dagegen ist gesund. Bei einer narzisstischen Störung stellen sich Menschen nach außen extrem positiv dar. Allerdings entsteht dieser Drang zur Selbstdarstellung häufig aus inneren Zweifeln – bis hin zum angesprochenen Selbsthass.
Narzissmus ist eine Krankheit. Selbstliebe dagegen tut uns gut.
Selbstliebe ist keine Selbstsucht
Für selbstsüchtige Menschen steht der eigene Vorteil stets im Mittelpunkt. Sie tun alles nur um ihrer Selbst Willen. Der Egoismus hat sie voll im Griff. Menschen, die sich selbst lieben, können sich dagegen durchaus zurücknehmen. Sie achten ihre eigenen Grenzen und Bedürfnisse. Es geht ihnen allerdings nicht darum, andere zu übervorteilen, um selbst mehr zu erhalten.
Welche Vorteile hat Selbstliebe?
Wenn du dich selbst annimmst, mit deinen Stärken und Schwächen, lässt du eine Menge Widerstand los. Denn solange du dich nicht selbst liebst, sträubst du dich gegen Teile deiner Persönlichkeit. Das ist aufwändig und zieht maßlos Energie.
Was gefällt dir an dir nicht? Bestimmt fällt dir spontan etwas ein. Entweder etwas an deinem Körper, oder an deinem materiellen Besitz oder in deinem Beziehungsleben.
Wenn du den Widerstand aufgibst gegen das, was gerade ist, bist du schon mal eine Sorge los – sogar eine recht wichtige Sorge.
Selbstliebe führt zu einer grundlegenden Akzeptanz, dass du okay bist. Du bist in Ordnung. Dein Selbstwertgefühl ist damit unabhängig von dem, was andere dir sagen. Du kannst konstruktive Kritik aufnehmen. Unberechtigte Kritik perlt dagegen einfach an dir ab.
Aus dieser Situation heraus gehst du auch viel gelassener und selbstbewusster mit anderen Menschen um. Das führt zu entspannteren zwischenmenschlichen Kontakten.
Woher kommt fehlende Selbstliebe?
Deine Eltern werden vermutlich gleich unangenehm berührt sein oder sofort in die typische Verteidigungshaltung weichen. Denn meistens liegt es an unseren Kindheitserfahrungen, wenn wir uns nicht selbst lieben können. Und die allermeisten von uns haben die prägendsten Erfahrungen ihrer Kindheit eben mit unseren Eltern gemacht.
Bestimmt kennst du einen der folgenden Sprüche:
Oder kennst du das Gefühl, dass Liebe an Leistung gebunden ist? Wenn du unauffällig mitmachst, brav bist und gute Noten nach Hause bringst, wirst du gelobt. Wenn du gerade nicht ins Bild passt, wirst du dagegen dafür geschimpft – selbst, wenn du doch bloß ein unerfülltes Bedürfnis angesprochen hast.
Die meisten von uns haben in der Kindheit erlebt, dass es sinnvoller war, sich zurückzunehmen und anzupassen. Egal, wie weh das tat. Wir haben gelernt, dass wir alles tun müssen, um dazuzugehören.
Wir Menschen sind soziale Wesen und wir wollen dazugehören. Wenn wir dafür uns selbst aufgeben müssen, dann tun wir das – zumindest, bis uns klar wird, wohin das führt. Gerade Kinder und Jugendliche erleben diesen Drang besonders stark. Sie wollen auf jeden Fall dazugehören und geliebt werden. Sie haben noch nicht die Erfahrung gemacht, dass sie richtig sind, wie sie sind.
Fehlende Selbstliebe ist also das Resultat von Verhaltensanpassungen (oder Versuchen in diese Richtung) in unserer Vergangenheit.
Doch bevor du jetzt eine böse Nachricht an deine Eltern schreibst: Sie haben das nicht getan, um dir weh zu tun. Sie wollten das Beste für dich. Verfalle deshalb nicht in die Opferrolle, in der du dich zwar betrauerst, aber nichts änderst. Denn du kannst Selbstliebe kannst du lernen, egal wie alt du bist.
Selbstliebe-Tests
Ich habe gleich vier unterschiedliche Selbstliebe-Tests für dich. Je nachdem, ob du gerade zu Hause bist oder an einem öffentlichen Ort, kannst du dir aussuchen, welcher Test für dich gerade am besten passt.
Der Blick in den Spiegel
Es gibt diesen Test in unterschiedlichen Varianten. Stell dich vor den Spiegel. Schau dich an und sage dir: Ich liebe dich. Wie geht es dir dabei? Kannst du dir in die Augen schauen? Oder schaust du verschämt weg? Eine Steigerung ist es, wenn du dich nackt vor einen großen Spiegel stellst und so nicht nur dein Gesicht, sondern deinen ganzen Körper siehst.
Wenn du merkst, dass du dich nicht wohlfühlst mit “ich liebe dich”, fang klein an: “Ich bin okay so wie ich bin” und “auch meine Schwächen sind ein Teil von mir” sind große Schritte hin zu “ich liebe dich”.
Die Stärken-Sonne
Vielleicht kennst du die Übung auch als Stärken-Blume. Nimm ein Blatt Papier und male eine Sonne mit vielen Strahlen. In die Mitte der Sonne schreibst du deinen Namen und auf die Strahlen schreibst du je eine deiner guten Eigenschaften, Stärken oder Dinge, die du an dir magst.
Wenn du lieber Blumen malst, schreib deinen Namen in die Mitte der Blume und auf je ein Blütenblatt schreibst du wieder eine deiner positiven Eigenschaften.
Wenn du gar nicht gern malst, kannst du dir auch meine PDF-Vorlage herunterladen. Achtung: Die Sonne hat sehr viele Strahlen. Mach sie alle voll!
Der Notfall-Buzzer
Der Notfall-Buzzer wird in Gedanken immer dann gedrückt, wenn du zu dir selbst gemein, unsensibel, herrisch oder unfair bist. Du drückst den Buzzer, unterbrichst den Gedanken und ersetzt ihn: Ich nehme mich ernst und behandle mich wie eine gute Freundin oder einen guten Freund.
Führe eine Strichliste, wie häufig du innerhalb eines Tages den Notfall-Buzzer brauchst. Wenn du einer einzelnen Tagesstatistik nicht traust, mache den Test mehrere Tage hintereinander.
Die fünf wichtigsten Personen
Noch eine kleine Liste: Schreib die Namen der fünf wichtigsten Personen in deinem Leben auf. Zück nicht erst dein Handy, um die Kontakte zu durchforsten. Nimm die ersten Fünf, die dir einfallen.
Lies erst weiter, wenn du die Liste geschrieben hast.
Wenn es dir geht wie den meisten Menschen, fehlt die wichtigste Person auf dieser Liste. Vermutlich hast du nämlich dich selbst vergessen. Dabei bist du logischerweise die Person, mit der du im Leben am meisten Zeit verbringst. Und deshalb solltest du ganz oben auf der Liste stehen.
Die Auswertung der Selbstliebe-Tests
Was für ein Gefühl hast du nach der Auswertung der verschiedenen Selbstliebe-Tests? Konntest du dich guten Gewissens mit dir selbst beschäftigen, oder hättest du das am Liebsten vermieden?
Egal, wie dein Testergebnis aussieht: Klopf dir auf die Schulter, dass du dich getraut hast. Denn der Blick nach innen ist wahrlich nicht immer einfach. Aber er ist nunmal der Punkt, von dem deine Reise zu mehr Selbstliebe startet.
Falls du also gemerkt hast, dass da noch Luft nach oben ist, nutz das Momentum und such dir aus der folgenden Liste ein paar Punkte aus, die sich für dich einfach umsetzen lassen. Es gibt nicht den einen einzigen richtigen Weg, um Selbstliebe zu lernen. Wir alle starten von unterschiedlichen Punkten aus. Also eignen sich auch unterschiedliche Umsetzungsmöglichkeiten im Alltag. Damit du überzeugt bist, dass es sich lohnt, zeige ich dir im nächsten Abschnitt, warum du Selbstliebe lernen kannst.
Kann man Selbstliebe erlernen?
Selbstliebe ist erlernbar. Vielleicht kennst du schon eine meiner Lieblingsgrafiken, die den Unterschied zwischen Verliebt-sein und Liebe beschreibt.
Eigentlich habe ich die Grafik erstellt, um zu erklären, dass es normal ist, wenn die Schmetterlinge im Bauch verschwinden: Während Verliebt-Sein viel mit Hormonen zu tun hat, basiert Liebe auf unserem Verhalten. Und das können wir beeinflussen.
Zurück zur Selbstliebe. Diese heißt nicht umsonst Selbstliebe statt Selbstverliebtheit. Und damit ist klar: Es gelten ähnliche Regeln wie bei der Liebe zu anderen Personen. Liebe zeigt sich an unserem Verhalten. Genauso zeigt sich Selbstliebe an unserem Verhalten.
Und auch andersherum wird ein Schuh daraus: Wenn wir unser Verhalten verändern, können wir damit unser Verhältnis zu uns selbst beeinflussen.
Wir können also Selbstliebe erlernen und durch unser Verhalten praktizieren. Und das ist definitiv eine gute Nachricht.
Wie kann ich mehr Selbstliebe lernen? – 53 Tipps für den Alltag
Diese Tipps zum Lernen von Selbstliebe kannst du grob aufteilen in die drei Bereiche “Selbstliebe im Denken”, “Selbstliebe im Handeln” und “Selbstliebe im Fühlen”. Natürlich lassen sich nicht alle Ideen nur einer Gruppe zuordnen. Wichtiger als die Kategorisierung ist, dass du sie anwendest. Such dir am besten aus jeder Kategorie einen Tipp aus, den du heute noch umsetzen kannst. Denn wenn du nichts änderst, kannst du auch nicht erwarten, dass sich die Ergebnisse ändern.
Achtung: Der Weg zu mehr Selbstliebe soll nicht zur Pflicht werden. Mach keine Challenge daraus. Du musst nicht gegen dich selbst und andere antreten.
Selbstliebe lernen im Denken
1. Das liebevolle Selbstgespräch:
Anstatt dich in Gedanken dafür zu schimpfen, dass du schon wieder den Bus verpasst hast, nimm dich selber gedanklich in den Arm. Das gilt natürlich für alle gemeinen Situationen: “Hey, du hast gerade deinen Monatsabschluss gemacht und weniger verdient, als erwartet. Das ist mies. Und trotzdem habe ich dich lieb.”
2. Eigenlob:
Wie häufig feierst du eigentlich dich selbst, wenn du etwas toll hinbekommen hast? Egal, ob es sich “bloß” um ein Abendessen handelt, das fantastisch schmeckt, oder ob du den neuen Job bekommen hast. Eigenlob stinkt nicht – erst recht nicht, wenn du es zu dir selber sagst!
3. Freu dich grundlos:
Manchmal ist es nicht das Ergebnis unserer Handlung, die uns freut, sondern einfach der Zufall. Du hast zwei Euro auf der Straße gefunden? Freu dich! Dir hat jemand geholfen, die Tasche hochzutragen? Freu dich!
4. Wie sprichst du zu deiner besten Freundin oder deinem besten Freund?
Deinen Lieblingsmenschen gegenüber bist du vermutlich ehrlich, zugewandt, empathisch und rücksichtsvoll. Sprich genauso zu dir.
5. Vergleich dich nicht mit anderen:
Jede andere Person kann etwas Bestimmtes besser als du. Und das ist okay so. Denn du bist nicht diese andere Person. Du bist du. Vergleiche dich also nicht, denn du wirst niemals so sein wie die anderen. Wenn du schon wieder dabei bist, dich herunterzuziehen, weil andere etwas besser machen als du, dann führe den Vergleich weiter: Such dir einen guten Freund oder eine gute Freundin aus und finde zumindest eine miese Eigenschaft dieser Person. Denn so ist es: Auch die Menschen, die du sehr gern hast, haben Fehler und Schwächen. Du magst sie trotzdem. Also kannst du auch dich mögen – in deiner Gesamtheit!
6. Vergleiche deine Reaktion auf andere mit der Reaktion auf dich:
Das widerspricht nicht dem Tipp oben. Denn hierbei geht es um deine eigene Reaktion. Wie reagierst du, wenn eine Freundin dir sagt, dass sie sich nicht gut fühlt und euer Treffen absagen muss? Vermutlich reagierst du empathisch und besorgt. Selbstverständlich bietest du Hilfe an. Wie reagierst du, wenn du selber einen Termin verschieben musst? Bist du dann auch so empathisch? Das solltest du nämlich sein, denn du hast es verdient! Noch weiter kannst du gehen, indem du Eigenschaften suchst, die dir an anderen gefallen, an dir selber aber nicht. Findest du zum Beispiel andere Haushalte total gemütlich, wenn es nicht wie geleckt aussieht? Und dich selber machst du deswegen schon wieder zur Schnecke? Das wird dir nicht gerecht!
7. Sendepause für den Inneren Kritiker:
Wenn der innere Kritiker schon wieder mit der endlosen Nörgelei darüber anfängt, was du alles verbockt hast, stell dir vor, wie du innerlich den Stecker ziehst. Dieses Programm willst du jetzt nicht hören. Oder, falls du nicht so unhöflich sein magst, kannst du dir auch denken: “Hey, da bist du ja. Danke für deine Meinung. Lass uns jetzt nicht mehr darüber grübeln.” Erinnerst du dich an den Film A Beautiful Mind? John Nash wurde im Alter seine schizophrenen Einbildungen nicht los, aber er erkannte sie als das, was sie waren: Produkte seines eigenen Kopfes. Genauso kannst du deinen inneren Kritiker auch behandeln, wenn du ihn nicht loswirst. Akzeptiere, dass er da ist, und dass er nur einen kleinen Teil deines Lebens abbildet.
8. Perfektion ist für die Mülltonne:
Auch mir persönlich fällt es schwer, dem Perfektionisten in mir den Mund zu verbieten. Und selbstverständlich gibt es Momente, in denen der Perfektionismus seine Berechtigung hat. Das sind aber nur sehr ausgewählte Momente. Für alles andere – auch übrigens für das Lernen von Selbstliebe! – gilt: Done is better than perfect, also: Besser, du hast es gemacht, als dass du wegen des Willens zur Perfektion gar nicht erst anfängst.
9. Selbstliebe jetzt, nicht in ferner Zukunft:
Bestimmt kennst du Menschen, die gerne solche Sätze sagen, wie: “Wenn ich erst meinen Abschluss habe”, “wenn ich befördert werde”, “wenn ich meine Wunschfigur habe”, “wenn ich in einer glücklichen Partnerschaft lebe”... Diese Menschen stellen sich selbst Bedingungen, die sie erst mal erfüllen müssen, bevor sie sich erlauben wollen, sich selbst zu lieben. Klar: Ziele im Leben sind sinnvoll. Sie haben aber nichts damit zu tun, dass du dich nicht auch schon auf dem Weg zu diesem Ziel lieben kannst. Denn ganz ehrlich: Meistens fällt diesen Menschen kurz nach Erreichen des Zieles auf, dass sie doch noch etwas anderes erreichen müssen, bevor sie sich lieben können. Mich persönlich erinnert das immer an das Lied Baker Street von Gerry Rafferty: Another year and then you'd be happyJust one more year and then you'd be happyBut you're crying, you're crying now.Also: Trenne dich von der besseren Version deiner Selbst und beginne eine Beziehung mit dir so, wie du jetzt bist!
10. Die Vergangenheit ist vergangen:
Eine gewisse Werbung stellt uns Menschen vor, die nur eine einzige Sache in ihrem Leben ändern würden: Das Brillengeschäft. Ich behaupte, den meisten von uns geht es da anders. Jeden Tag gibt es vermutlich ein paar kleinere oder größere Momente, über die wir uns im Nachhinein ärgern. Vom Schokoriegel über das Ausrasten in der Familie bis hin zu großen Entscheidungen wie Jobwechseln. Lass mich an dieser Stelle Rafiki, den Pavian aus dem König der Löwen, zitieren: "Oh ja, die Vergangenheit kann weh tun. Aber wie ich es sehe, läuft man entweder davon, oder man lernt davon." Genau darum geht es: Du kannst lernen – und zwar bitte ohne Selbstvorwürfe!
11. Nicht alle müssen dich lieben:
Thriller von Michael Jackson ist das am häufigsten verkaufte Album der Welt. Und dennoch fällt dir bestimmt mindestens eine Person ein, die die Musik nicht mag. Und das ist okay so. Wir müssen nicht jedem gefallen. Nicht alle müssen dich lieben. Du musst auch nicht alle lieben. Wenn dir jemand sagt, dass du nicht gut oder stark oder schlau bist, kannst du also (in Gedanken oder laut) erwidern: Für mich bin ich gut (oder stark oder schlau) genug.
12. Erkenne deine Fortschritte an:
Es macht einen großen Unterschied, ob du sagst, du hast etwas nicht geschafft, oder du hast etwas zu 70 Prozent geschafft. Erkenne deine Entwicklung und deine Fortschritte an. Was hast du gelernt? Was machte dir mal Angst? Worauf bist du stolz? Welche Wünsche und Träume hast du wahr gemacht? In welchen Momenten bist du über dich hinausgewachsen? Was kannst du besser als früher?
13. Nutze Mantras:
Manchmal fällt es uns schwer, die passenden Worte für einen Moment zu finden. Da kann es helfen, wenn wir uns auf Bekanntes zurückfallen lassen können. Ein Mantra erfüllt genau diesen Zweck. Es ist ein Leitsatz, der uns hilft, unsere Entscheidungen zu treffen. Vermutlich hast du sogar schon Mantras – wenn auch nur unterbewusst. Ein paar Beispiele:
Wie du merkst, ist ein Mantra an sich nicht immer positiv. Im Gegenteil; meist sind wir regelrecht umgeben von Mantras, die uns eher einschränken und behindern. Ein Mantra kann aber natürlich auch positiv sein! Du kannst zum Beispiel den Satz aus dem Selbstliebetest mit dem Spiegel nutzen. Oder eine Eigenschaft von deiner Selbstliebesonne.
Such dir ein Mantra aus, das sich stimmig für dich anfühlt, und sag es dir auf. Mach dir entsprechende Erinnerungen in dein Handy oder häng den Spruch gut sichtbar an das untere Ende deines Bildschirms.
14. Was wäre, wenn?
Vielleicht hast du dich als Kind auch manchmal gefragt: Was würde mein großer Held in dieser Situation tun? Egal, ob dieser Held Sailor Moon, Winnetou, Bugs Bunny, Robbie Williams, die Teenage Mutant Ninja Turtles, David Beckham oder Pikachu waren: Uns an denjenigen zu orientieren, die wir bewundern, ist normal. Dasselbe Prinzip kannst du auch nutzen, um Selbstliebe zu lernen und umzusetzen. Frag dich bei einer Entscheidung: Was würdest du jetzt tun, wenn du dich selbst liebtest? Selbst, wenn du noch nicht das Gefühl hast, dich selbst bedingungslos zu lieben, kannst du dank der Formulierung einfach überlegen. Was wäre, wenn? Und dann setzt du das um – selbst, wenn du das Gefühl hast, dich noch nicht selbst zu lieben.
15. Halte den Maßstab realistisch:
Weder die gerade angesprochenen Idole noch das, was wir von anderen in Sozialen Medien erfahren, ist realistisch. Uns an außergewöhnlichen Menschen zu messen, kann motivieren. Das ist vollkommen okay, solange wir wissen: Lieben darf ich mich auch voll und ganz, wenn ich diese außergewöhnlichen Leistungen nicht selbst bringe.
16. Akzeptiere Fehler:
Nicht umsonst heißt es: Nur wer nichts tut, macht auch keine Fehler. Fehler sind nicht nur menschlich, sondern auch im Tierreich normal. Eine Raubkatze hat keine Jagdquote von 100 Prozent. Also hat sie vermutlich irgendwo einen Fehler gemacht, als sie abschätzte, wie sie ihre Beute jagen wollte. Das würde sie aber nie davon abhalten, es so lange zu wiederholen, bis sie Erfolg hatte. Fehler lassen sich leider nicht vermeiden. Und wie viele der Fehler, die wir machen, haben wirklich dramatische Auswirkungen auf unser restliches Leben? Die wenigsten. Nimm also Fehler als das an, was sie sind: Normal und Möglichkeiten, zu lernen und sich zu verbessern.
17. Ändere die Perspektive:
Du magst deine Speckrolle nicht. Mehr noch. Du hasst sie. Dieses Stückchen Körper macht dich fertig. Ändere doch mal deine Perspektive: Zum Beispiel kannst du dir bewusst machen, dass über Generationen hinweg diese Speckrolle Menschen das Leben rettete, wenn sie durch eine Zeit mit wenig Nahrungsmitteln hindurch mussten. Gerade für Frauen galt und gilt außerdem: Die Polsterung schützt auch das Baby. Evolutionsbiologisch ist sie also total wichtig! Oder du nimmst einen anderen Perspektivenwechsel vor und überlegst dir für jeden Gedanken, den du an dein ungeliebtes Bäuchlein verschwendest, mindestens ein Körperteil, das du an dir magst. Deine Augen? Haare? Füße? Finger?
18. Wann mag ich mich?
Uns allen geht es so: In manchen Situationen sind wir zufriedener mit uns als in anderen. Ich mag mich zum Beispiel, wenn ich gerade wieder jemandem helfen konnte, die Paarbeziehung auf ein neues Level zu heben. Ich mag mich auch, wenn ich mit meinen Kindern im Garten herumtobe und für sie da bin. Und ich mag mich, wenn ich meine Frau mit einer kleinen Aufmerksamkeit überraschen konnte und sie sich ehrlich bei mir bedankt. Weniger mag ich mich, wenn ich mich über andere Personen ärgere oder meine Zusagen nicht einhalten kann. Also versuche ich, die Momente, in denen ich mich nicht mag, zu reduzieren. Und das kannst du auch tun. Lege den Schwerpunkt deiner Gedanken und deiner Taten auf die Momente, in denen du dich magst. Dann fällt es nicht so schwer ins Gewicht, wenn du dann doch mal in eine ungeliebte Situation kommst.
19. Schalte Fake News aus.
In unserem eigenen Kopf sind die meisten Fake News über uns selbst. Hinterfrage also nicht nur dubiose Infos aus den Tiefen des weltweiten Netzes, sondern auch deine eigenen Bewertungen. “Niemand mag mich” ist eine Verallgemeinerung, die so wohl kaum stimmt. Also weg damit.
20. Das Positive im Negativen:
Bestimmt kennst du die Herangehensweise, in bestimmten schwierigen Situationen das Positive zu suchen. Du verpasst deinen Flieger, dafür triffst du am Flughafen in der Wartezeit bis zum nächsten Flug einen alten Schulfreund wieder. So etwas funktioniert auch bei Charaktereigenschaften: Ich komme morgens nicht gut aus dem Bett. Dafür kann ich sehr empathisch mit müden Kindern sein.
21. Beschreib dich neutral:
“Ich habe eine große Nase” ist eine ganz andere Aussage als “Ein Riesenzinken verunstaltet mein Gesicht”. Übe dich darin, dich wertungsfrei zu beschreiben.
22. Erinner dich an Kindheitsmomente:
Bestimmt erinnerst auch du dich an Momente in deiner Kindheit, in denen du vollkommen im Einklang mit dir selbst warst. Diese Art der Erinnerungen können zwar Sehnsucht und sogar Trauer über das Verlorene auslösen, sie zeigen dir aber auch: Es gab sie schon, diese Momente, in denen alles gut war. Und diese Momente kannst du auch wieder erleben. Du konntest es schließlich schon mal.
Selbstliebe lernen im Handeln
22. Erlebe das Jetzt.
Was tut dir jetzt gerade gut? Willst du gern einfach langsamer laufen? Aufstehen? Etwas trinken? Jemanden anrufen, mit dem du schon viel zu lange nicht mehr gesprochen hast? Erlebe, was du jetzt tust.
23. Äußere deine Bedürfnisse und Wünsche:
Und zwar dir selbst und anderen gegenüber. Manchmal fällt es uns schwer, einzugestehen, dass wir gerade etwas brauchen, was uns vielleicht schwach erscheinen lässt. Doch es ist ein Zeichen von Selbstliebe und -achtung, wenn wir unsere eigenen Bedürfnisse nicht unter den Teppich kehren. Viele Frauen merken zum Beispiel, dass sie kurz vor ihrer Menstruation viel ausgeglichener sind, wenn sie einen Mittagsschlaf halten. Natürlich ist es in unserer Gesellschaft schwierig, dieses Bedürfnis ins Arbeitsleben einzubauen. Immerhin an arbeitsfreien Tagen sollten wir diesem Bedürfnis dann aber Rechnung tragen. Übrigens geht es auch vielen Männern so, dass sie ihre eigenen Bedürfnisse nicht offen kommunizieren – erst recht, wenn es sich dabei um Bedürfnisse handelt, die nicht zu ihrem Bild von einem Mann passen.
24. Bitte Lächeln:
Lächeln hilft. Natürlich soll es kein künstliches Lächeln sein, das dir die Mundwinkel verzerrt. Es geht vielmehr darum, dass du einfach lächelst, wenn dir gerade nichts Schlimmes passiert. Du wartest an der Ampel? Lächeln. Du gehst die Supermarktregale entlang? Lächeln. Du schreibst einen Text? Lächeln. Es ist einfacher, als du denkst, und es ist sogar statistisch bewiesen, dass es dabei hilft, glücklich zu sein. Tu dir also selber einen Gefallen und lächel – für andere und für dich selbst!
25. Sag nein:
Viel zu häufig sagen wir ja, weil wir nicht unangenehm auffallen wollen. Wie viel besser ginge es uns, wenn wir wirklich nur Ja sagen zu Ideen, die uns glücklich machen? Wenn du das Nein-Sagen geübt hast und darin schon sicher bist, kannst du auch die nächste Stufe erklimmen: “If it’s no hell yes, it is a no”, also: Falls es kein Ja-unbedingt ist, ist es ein Nein.
26. Nimm Hilfe an:
Steht dir dein Stolz im Weg, wenn es darum geht, Hilfe anzunehmen? Unabhängigkeit wird großgeschrieben in unserer Gesellschaft. Dabei vergessen wir, dass es essentieller Bestandteil unseres Lebens ist, dass wir Hilfe von anderen annehmen. Kleine Kinder sind noch sehr stark auf die Hilfe anderer angewiesen. Das ändert sich in Bezug auf viele Gegebenheiten im Laufe der Jugend. Wir wollen unabhängig sein von allen anderen. Dabei vergessen wir, dass wir nur in Gemeinschaft leben können. Selbst wenn du allein lebst, bist du doch darauf angewiesen, dass andere dich unterstützen: Ob du nun einen Klempner brauchst oder eine Ärztin: Niemand kann alles alleine. Wir sind heutzutage darauf gepolt, uns Hilfe bezahlen zu lassen. Dann fühlt es sich weniger danach an, als würden wir etwas nicht schaffen. Wenn du jemanden bezahlst, tauschst du die Hilfe der anderen Person gegen Geld. Falls es dir so leichter fällt, Hilfe anzunehmen, dann fang damit an. Und dann überleg dir, wie du helfen kannst. Wenn du selber Hilfe gibst, fällt es dir auch leichter, Hilfe anzunehmen. Nicht alles selbst erledigen oder alleine durchstehen zu müssen, ist ein großer Schritt zur Selbstliebe.
27. Hilf, weil du es willst:
Hilf nicht, weil andere es von dir erwarten. Hilf, wenn es dir wichtig ist, zu helfen. Klar kann es sein, dass du damit Menschen vor den Kopf stößt, weil du ihnen nicht hilfst. Es heißt aber auch, dass du deine Hilfe selber wertschätzt und für diejenigen Themen einsetzt, die dir persönlich wichtig sind.
28. Nutze Affirmationen:
Ich habe oben bereits davon geschrieben, dass ein Matra hilfreich sein kann. Affirmationen sind auch bekannt unter dem Namen Glaubenssätze und gehen in dieselbe Richtung. Jeder Satz ist eine Feststellung, die dir gut tut. Im Prinzip kannst du dir Affirmationen als Details deines Mantras vorstellen. Du hast also eine Liste mit Glaubenssätzen, die beschreibt, wie du dich selber sehen willst. Es hilft auch, sie überall im Alltag zu verteilen. So kannst du zum Beispiel Zettel sichtbar ankleben, deine Handy-Erinnerung einstellen oder eine eigene Affirmations-Datei aufnehmen und immer wieder abhören. Vorsicht ist geboten dabei, wenn du dir durch diese Affirmationen zu viel Druck machst. Es hilft nichts, wenn du dir selbst vorsagst: “Ich liebe meinen Körper”, und gleichzeitig merkst: Pustekuchen. Diesen Körper kann man gar nicht lieben. (Das ist übrigens auch ein Glaubenssatz. Aber halt ein negativer.) In diesem Fall kannst du einen ganz einfachen Trick nutzen: Anstatt dich zu zwingen, dass du dich selbst lieben willst, stellst du dir vor, wie es sein wird, wenn du so weit bist. Dein innerer Kritiker kann somit Ruhe geben, weil du es dir ja bloß vorstellst. Und der Rest genießt dieses Gefühl von Liebe zum eigenen Körper und schüttet die entsprechenden Hormone aus, als würdest du dich jetzt schon so fühlen. Du überlistest deinen Körper also solange, bis er es selber glaubt.
29. Meditiere:
Meditation hilft wunderbar, um sich selbst auf die Spur zu kommen. Du merkst dann nämlich, wohin deine Gedanken immer wieder abschweifen und was diese Gedanken mit dir machen. Wenn du keine Lust auf die klassische Meditation im Schneidersitz hast, geh doch einfach mal – ohne Handy und ohne Buch – spazieren und sei gespannt, wohin dich deine Gedanken treiben.
30. Mach Selbstliebe-Spaziergänge:
Du kannst diese Spaziergänge auch bewusst so gestalten, dass sie es dir einfach machen, dich selbst zu lieben. Spaziere zu Orten, an denen du dich wohlfühlst. Orten, die du mit schönen Momenten verbindest. Orten, die Erinnerungen wach werden lassen. Gestalte deinen Spaziergang so, dass er sich für dich anfühlt wie eine Ehrenrunde: Bei jedem Schritt bekommst du das Gefühl, geliebt und wertgeschätzt zu werden.
31. Lass dir von anderen erzählen, wie gut du bist.
Oben habe ich bereits erzählt, dass wir gegenüber den Menschen, die uns etwas bedeuten, oft wesentlich verständnisvoller sind als uns selbst gegenüber. Damit bist du nicht allein. Anderen geht es auch so. Und das kannst du nutzen. Frag doch einfach mal gute Freundinnen oder Freude, was sie an dir wertschätzen. Du wirst erstaunt sein, wie viel dabei herumkommt! Automatisch fühlst du dich respektiert und geliebt. Und ganz ehrlich: Wenn sie alle so denken, dann fällt es dir vielleicht auch leichter, selber so zu denken.
32. Fass dich an:
Berühre deinen Körper, und zwar auch an denjenigen Stellen, die du nicht so magst. Sie gehören zu deinem Körper dazu und machen ihn komplett. Du brauchst sie nicht auf Anhieb lieben. Fass sie dennoch an – und zwar liebevoll, nicht grob! – und akzeptiere, dass sie da sind.
35. Erbsen in der Tasche:
Morgens steckst du dir in die Hose oder Jacke ein paar (getrocknete) Erbsen. Jedes Mal, wenn du etwas Schönes siehst, eine tolle Begegnung hast, dir etwas Angenehmes widerfährt oder du dich einfach nur gut fühlst, wandert eine Erbse von der vollen in die (anfangs) leere Tasche. Jeden Abend merkst du so: Dein Leben hat auch viele schöne Momente, du musst ihnen nur genug Aufmerksamkeit schenken.
36. Aufwachen mit Selbstliebe:
Woran denkst du morgens als erstes, wenn der Wecker klingelt? An die Wäscheberge und unbezahlten Rechnungen? Nimm dir morgens im Bett eine Minute Zeit und lächle dich selbst an. Sag dir genauso liebevoll guten Morgen wie deiner Familie. Und starte den Tag in diesem Gefühl von liebevoller Neugier: “Ich bin gespannt darauf, was dieser Tag für mich bereithält und wie viele Erbsen ich heute in die Glückstasche stecken kann.”
37. Verzeih dir:
Jemandem zu verzeihen ist mehr als ein Gedanke. Es ist eine Tat, selbst wenn man nach außen hin gar nichts tut. Wenn du Mist gebaut hast oder unzufrieden bist, verzeih dir. Vielleicht reicht es nicht, es einfach nur zu denken. Vielleicht musst du es aufschreiben: “Ich verzeihe mir, dass ich dieses Vorstellungsgespräch versemmelt habe.” Vielleicht musst du den Zettel auch durchreißen oder sogar verbrennen. So kannst du die Vergebung besiegeln. Je häufiger du dir selbst verzeihst, desto leichter wird es. Du wirst dadurch nicht weniger ehrgeizig werden. Du wirst nur schlicht Misserfolge schneller abhaken.
38. Trau dich was – selbst wenn es schief geht:
Niemand kann uns für irgendwas im Leben eine Erfolgsgarantie geben. Viele Dinge gehen schief. Stell dir ein Kind vor, das das Laufen lernt. Es hat sich nun zehn Mal hochgezogen und ist zehn Mal wieder auf den Boden geplumpst. Es ist vielleicht frustriert. Doch es gibt ganz bestimmt nicht auf. Wären Kinder wie wir Erwachsenen, würden sie vermutlich noch nicht mal lernen, Muttermilch zu trinken, weil es anfangs viel zu anstrengend ist. Nimm dir also ein Beispiel an kleinen Kindern und trau dich was. Nicht nur das erste, sondern auch die folgenden Male. Bis es klappt - oder du verstanden hast, warum es nicht klappt.
39. Stell dein Licht nicht unter den Scheffel:
Wer sich selbst einredet, doch nur Durchschnitt zu sein, tut sich selbst und anderen Unrecht. Stell dir vor, Michelangelo hätte den Auftrag zur Gestaltung der Decke der Sixtinischen Kapelle abgelehnt. Seine Begründung: So gut kann ich das nicht. Wir könnten dieses Kunstwerk heute nicht bestaunen. Wenn du dich selbst abwertend beschreibst, beraubst du nicht nur dich selbst der Möglichkeit, etwas zu leisten. Du beraubst auch andere der Möglichkeit, von dir zu lernen.
40. Scroll durch deine Fotos:
Die meisten Menschen nehmen mit ihrem Handy gern diejenigen Situationen auf, in denen sie sich gut fühlen. Das mag der Anblick einer kleinen Blüte sein, ein gelungenes Essen, die Menschenmenge vor einem Konzert oder Fußballspiel, dein Kind auf dem Spielplatz oder dein frisch gewaschenes Auto. Schau dir die Fotos an und lass dabei das Lächeln auf deinem Gesicht immer größer werden. In deinem Leben gibt es viel Gutes, und das hast du sogar in Farbe.
41. Tu, was du liebst:
Damit meine ich keine kurzfristige Ablenkung. Es geht also nicht darum, endlos lustige Bildchen auf Instagram zu schauen. Es geht mir um diese Tage, an denen du total erschöpft, aber auch total glücklich ins Bett fällst. Was hast du an diesen Tagen getan? Was verschafft dir nicht nur einen kurzen Kick, sondern lang anhaltende Zufriedenheit? Versuche, davon mehr in deinem Leben zu haben.
42. Sprich über Fehler:
Niemand spricht gerne über Dinge, die falsch gelaufen sind. Doch wenn du darüber sprichst, zeigst du anderen Menschen, dass auch das zu dir gehört. Das macht dich nahbarer und vor allem ehrlicher. Ehrlichkeit zu anderen Menschen führt dazu, dass wir auch uns selbst gegenüber ehrlicher sein können. Das ist praktizierte Selbstliebe.
43. Verwirkliche deine Träume:
Wir alle haben Träume. Manche werden es auch ein Leben lang bleiben. Doch gerade die kleinen, unscheinbar wirkenden Träume sind es, die oft unser Leben verändern können. Vielleicht wolltest du schon immer mal ein bestimmtes Museum (oder Fußballstadion) besuchen. Vielleicht ist es dein Traum, ein Instrument zu lernen. Was auch immer es ist: Das Hinarbeiten darauf ist schon ein wunderbares Gefühl, denn du hast ein klares Ziel vor Augen. Und wenn es dann so weit ist, nutze die Macht des Augenblicks, um stolz und zufrieden mit dir zu sein und den Moment zu genießen.
44. Nicht immer mehr:
Es muss nicht immer mehr sein. Es muss nicht immer das Optimum sein. Klar darfst du an deine Grenzen gehen, wenn es dich glücklich macht – zum Beispiel beim Sport. Achte allerdings darauf, dass der Anspruch nicht schädlich wird: Immer noch besser sein zu wollen ist oft eine Falle. Denn irgendwann sind wir nicht mehr besser. In diesen Momenten fällt es vielen Menschen schwer, sich selbst zu lieben. Besser ist es deshalb, wenn du weißt, was für dich gesund ist, und dich in diesem Rahmen bewegst.
45. Pausen gönnen:
Klar. Das hast du schon tausendmal gehört. Aber es ist wahr. Wir alle brauchen Pausen – selbst, wenn wir lieben, was wir tun. Meinst du, ich habe diesen Artikel hier in einem Rutsch geschrieben? Natürlich nicht! Immer wieder bin ich aufgestanden, habe mich bewegt oder etwas getrunken. Denn ich nehme meine Bedürfnisse ernst. Eines davon ist, die Augen regelmäßig vom Bildschirm zu lösen.
46. Kleine Geschenke:
Ich will dir nicht einreden, dass du dich nur lieben kannst, wenn du immer das Neuste vom Neusten kaufst. Im Gegenteil. Auf das Glücksgefühl beim Kaufrausch folgt oft eine tiefe Leere. Wenn ich also von kleinen Geschenken spreche, meine ich die schönen Dinge des Alltags: Nutz deine Lieblingstasse, auch wenn sie aus dem teuren Porzellan ist. Unterbrich den Hausputz, wenn dein Lieblingslied im Radio läuft. Dreh die Musik auf und tanze. Gönn dir zwei statt einer Kugel Eis. Nimm dir Zeit, für dich selbst den Tisch schön zu decken. Nimm ein Schaumbad, statt schnell zu duschen.
47. Ich-mag-mich-Liste:
Schreib auf ein großes Blatt Papier: Ich mag mich! Und dann schreibst du alles darauf, was du an dir magst. Häng die Liste gut sichtbar auf. Und ergänze sie jeden Tag. Wenn dir nichts neues einfällt, schreib einfach etwas auf, was schon drauf steht.
48. Hak deine Gefühle ab:
Wir neigen dazu, gerade negative Gefühle lange mit uns herumzutragen. Wir hängen dem Gefühl noch viel länger nach, als es uns körperlich einnimmt. Da kann es helfen, diese Gefühle aufzuschreiben und dann ganz bewusst abzuhaken.
49. Glückstagebuch:
Mach dir zur Aufgabe, jeden Abend so viele glückliche Momente aufzuschreiben, wie dir einfallen. Du wirst merken: Glück ist wie ein Muskel. Wenn du es trainierst, fallen dir immer mehr glückliche Momente ein.
Selbstliebe lernen im Fühlen
50. Achte deine Körpergefühle:
Fühlst du dich erschöpft? Stopfst du dich schon wieder mit Zucker voll, obwohl du eigentlich Schlaf brauchst? Merkst du, wie es dich aus dem Schreibtischstuhl auf die Beine zieht? Glaube deinem Körper. Egal, ob es um Ruhe, Nahrung, Zyklus, Bewegung oder Krankheit geht. Dein Körper belügt dich nicht. Das kann er gar nicht. Also achte darauf, was du fühlst, und erfülle seine Bedürfnisse.
51. Nimm dein inneres Kind an:
Manchmal leiten immer noch unerfüllte Bedürfnisse unsere Taten. Meist stammen diese Bedürfnisse aus der Kindheit. Für Erwachsene endet das häufig in Überkompensation. Das hilft natürlich nicht. Wichtiger ist es, das innere Kind anzunehmen, seine Gefühle anzunehmen und ihm zu sagen: Ich bin da und du kannst dich auf mich verlassen.
52.Lass deine Gefühle los:
Wusstest du eigentlich, dass Emotionen nicht länger als anderthalb Minuten im Körper anhalten – wenn wir sie nicht durch unsere Gedanken neu befeuern? Wenn du dich also schlecht, ungeliebt oder allein fühlst, nimm das Gefühl an, und lass es dann los. Das ist nicht immer einfach, es ist aber zum Glück wie bei Vokabeln: Irgendwann nutzt du sie wie selbstverständlich.
53. Behandle deinen Körper, als würdest du ihn lieben.
Self-Care ist nur ein kleiner Teil der Selbstliebe. Vor allem ist folgende Frage wichtig: Tut dir diese Gurkenmaske wirklich gut, oder versuchst du lediglich, den Vorstellungen anderer zu entsprechen? Vielleicht will dein Körper lieber Schlaf statt Beauty? Vielleicht will dein Körper gerade lieber ein gemütliches Oberteil statt einen einengenden BHs? Nur du weißt, was deinem Körper gut tut.
Starte heute! Lass dich von der Liste nicht erschlagen. Sie ist einfach nur wie eine Karte für einen Freizeitpark: Alles steht drauf, und du entscheidest, was dir davon Spaß macht. Such dir wirklich einfach diejenigen Ideen aus, die dir am meisten Spaß machen. Du brauchst dir den Weg zur Selbstliebe ja nicht schwerer machen, als er ist.
Selbstliebe-Zitate
Vielleicht willst du ein paar der folgenden Zitate für deine Affirmationen nutzen:
Liebe dich zuerst und alles andere passt zusammen. Du musst dich wirklich lieben, um etwas in dieser Welt zu schaffen.
Lucille Ball
Achte dich selbst, wenn du willst, dass andere dich achten sollen!
Adolph Freiherr Knigge
Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze.
Oscar Wilde
Was du denkst, bist du. Was du bist, strahlst du aus. Was du ausstrahlst, ziehst du an.
Buddha
Eine gesunde Selbstliebe bedeutet, dass wir keinen Zwang haben, uns vor uns selbst oder anderen zu rechtfertigen.
Andrew Matthews
Du kritisierst dich schon seit Jahren und es hat nicht funktioniert. Versuche dich selbst anzuerkennen, und sieh, was passiert.
Louise L. Hay
Man muss sich von sich selbst auch nicht alles gefallen lassen.
Viktor Frankl
Ich liebe dich, aber ich liebe mich mehr.
Samantha in Sex and the City
Ich habe das Recht dazu, genau die Person zu sein, die ich wirklich sein will.
Michelle Obama
Jemand anderes sein zu wollen, ist eine Verschwendung deiner eigenen Person.
Kurt Cobain
Es ist nicht deine Aufgabe, mich zu mögen. Es ist meine.
Byron Katie
Deine erste Pflicht ist, dich selbst glücklich zu machen. Bist du glücklich, so machst du auch andere glücklich.
Ludwig Feuerbach
Selbstliebe: Hürden und Rückschläge
Selbstliebe ist kein Projekt, das wir einmalig für eine Woche angehen und dann für immer ein Häkchen dahinter setzen. Im Gegenteil: Selbstliebe begleitet uns ein Leben lang. Dabei geht es leider nicht immer nur steil bergauf. Du wirst vermutlich immer mal wieder Rückschläge erleben und vor hohen Hürden stehen. Doch das gehört dazu. Denn unser Leben können wir zwar beeinflussen, aber nicht planen. Vermutlich siehst du dich irgendwann einer dieser Hürden gegenüber:
Der Erfolg ist nicht sofort sichtbar:
Wenn du gestern Abend dein Glückstagebuch erstmals geschrieben hast, wirst du dich vielleicht heute Morgen noch nicht besser fühlen. Selbstliebe funktioniert eher wie eine Staubschicht als ein Regenguss: Anfangs bemerkst du keinen Unterschied. Erst nach einiger Zeit wird die Wirkung sichtbar.
Du fokussierst dich darauf, was nicht klappt:
Vielleicht sind wirklich schon Erfolge sichtbar. Aber du ignorierst sie. Denn du bist ja noch lange nicht am Ziel und es gibt einfach viel zu viel, was immer noch nicht so ist, wie du es dir wünschst. Such aus der Liste etwas, das dich an die schönen Kleinigkeiten erinnert. So verdeutlichst du deinen Fortschritt.
Du glaubst dir selber nicht:
Das Problem hatte ich oben schon mal bei den Affirmationen angesprochen. Wenn du das Gefühl hast, dich selbst zu belügen, kann das die Abneigung eher noch verstärken. Zum Glück kannst du da einfach Abhilfe schaffen: Hör einfach auf mit dem, was dir nicht gut tut. Wenn du also merkst, dass du beim Glückstagebuch zu angestrengt nach glücklichen Momenten suchst, dann entscheide dich für eine andere Herangehensweise. Sag zum Beispiel sehr bewusst nein.
Die Wirkung auf andere Menschen gefällt dir nicht:
Gerade fühltest du dich noch voll gut. Du klopftest dir auf die Schulter, weil du eine Veranstaltung abgesagt hast, zu der du eingeladen wurdest und die dir absolut nicht liegt. Dann bekommst du die Rückmeldung: “Wir hatten uns darauf verlassen, dass du kommst. Das ist jetzt echt nicht nett von dir.” Und prompt zweifelst du wieder daran, ob es richtig war, abzusagen. Deine Selbstliebe rutscht in den Keller. Dabei geht es ja genau darum: Wer sich selbst liebt, dem kann es egal sein, wenn andere Menschen eine andere Meinung haben.
Du empfindest Selbstliebe gerade nicht wichtig:
Das passiert besonders häufig, wenn wir gerade frisch verliebt sind und dieses Verliebt-Sein erwidert wird. Selbstliebe scheint uns unnötig, weil die andere Person uns so sehr spüren lässt, dass wir geliebt sind. Du liegst absolut richtig, wenn du davon ausgehst, dass das nach hinten los geht: Wer sich selbst in einer Beziehung zum anderen Menschen aufgibt, kann langfristig nicht glücklich werden.
Das Leben zeigt seinen harten linken Haken:
Das ist genau das Gegenteil vom vorigen Punkt: Manchmal verlangt uns das Leben alles ab. In solchen Momenten fällt es uns schwer, uns auch noch selbst zu lieben. Vielleicht hast du deine Beziehung so richtig in die Tonne gehauen. Vielleicht hast du jemanden verletzt oder eine schwerwiegende Entscheidung getroffen, deren negative Folgen nun auf dich einprasseln. In solchen Momenten gewinnt der innere Kritiker schnell wieder die Oberhand. Du lässt all deine guten Routinen sausen. Du projiziert deinen Hass auf die Situation auf dich selber. Dabei hast du nun genauso viel Mitgefühl verdient, wie du deinem Lieblingsmenschen bieten würdest.
Du hast eine falsche Vorstellung von Selbstliebe:
Wie sich Selbstliebe äußert, kann sehr unterschiedlich sein. Während es für einen Freund das Größte ist, schon um halb fünf aufzustehen, um morgens 30 Kilometer mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren, genießt ein anderer Freund es, eine Viertelstunde im Zug zu sitzen und Zeitung zu lesen. Müssten die beiden miteinander tauschen, wären sie zutiefst unglücklich. Deshalb ist es schwierig, sich in Bezug auf Selbstliebe an anderen zu orientieren. Das könnte dich in die Irre führen und dir eine falsche Vorstellung davon geben, wie du dich verhalten solltest. Vergleiche dich deshalb nicht mit anderen.
Du merkst, dass du nicht perfekt bist:
Klar, das wusstest du vermutlich auch vorher schon. Sonst hättest du mit der Selbstliebe wohl kaum Probleme. Leider passiert es recht häufig, dass wir durch die Beschäftigung mit uns selbst auch noch mehr Anteile entdecken, die uns erstmal nicht gefallen. Diese dann ebenfalls anzunehmen, fällt nicht immer leicht.
Selbstliebe als Grundlage für Beziehungen
Selbstliebe ist schon Selbstzweck. Sie hilft aber darüber hinaus auch in Beziehungen – und zwar gleich auf mehrfache Weise. Zum einen ist es nicht sinnvoll, wenn wir unser Glück in einer Beziehung suchen, ohne Beziehung aber total unglücklich sind. Denn dann ist die Gefahr groß, dass wir uns in der Beziehung aufgeben. Das ist definitiv keine gute Grundlage für eine langfristige glückliche Beziehung. Spätestens, wenn die Phase des Verliebt-Seins endet, werden Menschen in solchen Beziehungen unglücklich. Wenn die Hormone nicht mehr den Großteil der Beziehungsarbeit leisten, merken die meisten Menschen erst, ob sie sich in dieser Beziehung wirklich wohlfühlen. Sprich: Selbstliebe hilft uns, uns nicht in einer Partnerschaft zu verlieren.
Zum anderen können wir außerdem auch besser akzeptieren, dass auch unsere Partnerinnen und Partner sich selbst lieben. Sprich: Wir erwarten von ihnen nicht, dass sie sich in der Beziehung zu uns aufgeben. Sie sind gerade durch ihre Selbstliebe liebenswert. Und selbstverständlich empfinden wir ihre Haltung nicht als Egoismus, sondern angenehme Selbstliebe.
Es ist übrigens in der Tat möglich, andere Personen zu lieben, wenn man sich selbst nicht liebt. Viel schwieriger ist es, die Liebe anderer Personen auch anzunehmen. Da kommen dann nämlich immer wieder die nagenden Zweifel: “Bin ich wirklich gut genug für diese Person? Sie kann mich doch gar nicht ehrlich lieben; so etwas habe ich nicht verdient…”
Eifersucht und Selbstzweifel können eine solche Beziehung leicht zerstören.
Daran brauchst du aber nicht verzweifeln, denn: Selbstliebe ist nunmal ein Prozess. Und deshalb kannst du auch eine schöne Beziehung führen, wenn du gerade erst lernst, dich selbst voll anzunehmen. Eine schöne Beziehung ist auch möglich, wenn du dich gerade noch nicht bedingungslos lieben kannst. Denn Selbstliebe ist ein Prozess, kein Dauerzustand. Innerhalb eurer Partnerschaft könnt ihr euch auf diesem Weg unterstützen.