Emotionale Erpressung geschieht nicht nur im Kontext von Beziehungen. Allerdings wirkt sie sich hier besonders stark aus. Wir alle kennen die Extrembeispiele aus Kino und Fernsehen: Wenn sich zum Beispiel ein Mensch in den Tod stürzen will, falls eine andere Person nicht ihre Meinung ändert. Doch das Problem der emotionalen Erpressung ist vielschichtiger. In diesem Beitrag erkläre ich dir, was emotionale Erpressung ist, wie sie funktioniert und wie du sie erkennst. Und vor allem, was du dagegen tun kannst.
Was ist emotionale Erpressung?
Obwohl Manipulation durch emotionale Erpressung bereits seit Jahrtausenden genutzt wird, wurde sie erst 1997 ausführlich beschrieben. Das erste Buch zum Thema stammt von der Wissenschaftlerin und Therapeutin Dr. Susan Forward. Auf Deutsch heißt es Emotionale Erpressung: Wenn andere mit Gefühlen drohen. Dr. Forward definierte emotionale Erpressung darin als Strategie, um andere mittels Angst, Verpflichtung und Schuld zu manipulieren. Um das zu verhindern, stimmt die erpresste Person dann etwas zu, das sie eigentlich nicht möchte.
Bestimmt siehst du jetzt schon den Zusammenhang zwischen Erpressung im klassischen Sinn und emotionaler Erpressung: Bei beidem stimmt das Opfer einer gewissen Forderung zu, um eine angedrohte Folge zu vermeiden. Bei “traditionelle Erpressung” handelt es sich dann allerdings nicht direkt um ein Gefühl.
Nicht immer gibt es eine scharfe Trennung. Manchmal gehen emotionale Erpressung und das traditionelle Verständnis von Erpressung auch ineinander über. Und nicht immer wird bei emotionaler Erpressung der ganz große Hammer ausgepackt. Wesentlich häufiger ist sie ein subtiler Prozess, der sich manchmal sogar nur durch eine Veränderung der Körpersprache ausdrückt.
Warum passiert emotionale Erpressung in der Partnerschaft?
Wir alle haben Bedürfnisse, die wir nicht auf Dauer ignorieren können. Wenn in einer Partnerschaft Bedürfnisse nicht erfüllt werden, greifen manche Menschen bewusst oder unbewusst zu emotionaler Erpressung. Dabei geht es ihnen weniger darum, der anderen Person bewusst zu schaden, sondern vielmehr darum, die eigenen Bedürfnisse zu erfüllen. Wir alle haben diesen Wunsch, unsere Bedürfnisse zu erfüllen oder erfüllen zu lassen. Das ist normal. Zum Problem wird es erst, wenn du beim Versuch, dein Bedürfnis zu erfüllen, bewusst oder unbewusst die Grenzen einer andern Person überschreitest. So entsteht ein Kreislauf aus missachteten Bedürfnissen.
Wenn du in dieser Situation steckst, hilft es unheimlich, deinen Blickwinkel zu ändern: Wenn du emotional erpresst wirst, geht es nicht um dich. Es geht um die Bedürfnisse der anderen Person. Und vielleicht hat diese Person nie andere Strategien kennengelernt, um in ihrer Partnerschaft ihre eigenen Bedürfnisse ohne Drohungen erfüllt zu sehen.
Wie funktioniert emotionale Erpressung?
Bei emotionaler Erpressung geht es also darum, dass du etwas bekommst, was du unbedingt willst. Und falls du das nicht bekommst, drohst du deinem Gegenüber als Konsequenz mit schlechten Gefühlen wie Angst, Schuld, Missgunst oder Liebesentzug.
Dr. Susan Forward beschreibt in ihrem Buch sechs Phasen der emotionalen Erpressung: Forderung, Widerstand, Druck, Drohung, Nachgeben und Wiederholung.
1.) Forderung
Emotionale Erpressung beginnt mit einer Forderung. Manche Forderungen sind sehr explizit: “Bitte geh nicht mehr mit deinem Cousin in Clubs.”
In anderen Fällen versteckt sich die Forderung hinter guten Ratschlägen oder allgemeinen Aussagen. So kann es zum Beispiel sein, dass dein Partner oder deine Partnerin immer mal wieder einwirft, dass ihr ja schon so lange geplant hattet, diesen Film zusammen zu schauen. Implizit also zwischen den Zeilen, wirst du aufgefordert, den Abend zu Hause statt mit anderen zu verbringen. Klartext spricht deine Partnerin oder dein Partner dann erst spät – wenn überhaupt.
In diesem Schritt gibt es übrigens noch keine Androhung von Konsequenzen. Das kommt erst später, und zwar, nachdem du dich im nächsten Schritt der Forderung widersetzt hast.
2.) Widerstand
Auf die Forderung deines Gegenübers reagierst du mit Widerstand. Du willst das, was gefordert wurde, nicht umsetzen. Vielleicht nennst du deine Gründe, vielleicht lehnst du die Forderung auch einfach nur ab. Oder du versucht, die Forderung in den Hintergrund zu rücken, in dem du bestimmte Themen meidest.
Dir geht es dabei nicht darum, deinem Partner oder deiner Partnerin eins auszuwischen. Hier kommen einfach deine eigenen Bedürfnisse ins Spiel: Du willst deine eigenen Grenzen wahren und beschützen. Und das ist auch ganz normal so.
3.) Druck
Beim Druck beginnt der Unterschied zwischen einer normalen Abwägung von Bedürfnissen und emotionaler Erpressung. Natürlich gibt es auch in gesunden Beziehungen Situationen mit widerstreitenden Bedürfnissen. In diesem Fall gestehen sich die involvierten Personen gegenseitig diese Bedürfnisse zu. Entweder sie finden einen Kompromiss, oder sie sind in der Lage, ihre eigenen Bedürfnisse für den Moment hintenan zu stellen.
Natürlich geht es langfristig in einer glücklichen Beziehung darum, die Bedürfnisse deiner Partnerin oder deines Partners ernstzunehmen. Das heißt aber nicht, dass du immer alles tun musst, was sich der andere wünscht. Vor allem dann nicht, wenn es deine eigenen Grenzen überschreiten würde. In einer gesunden Beziehung weiß dein Partner oder deine Partnerin, dass dies kein Dauerzustand ist und du generell bereit bist, Kompromisse zu machen.
Wenn es sich um emotionale Erpressung handelt, folgt auf deinen Widerstand kein Kompromiss, sondern Druck. Dieser Druck kann sich auf ganz unterschiedliche Arten äußern:
4.) Drohung
Im nächsten Schritt spricht der Erpresser oder die Erpresserin dann eine konkrete Drohung aus. Diese kann sehr direkt im “wenn-dann-Modus” formuliert werden. Sie kann aber auch indirekter daherkommen. “Wenn du deine Dienstreise nicht absagst, werde ich Freitag bei deiner Rückkehr nicht da sein. Du kannst ja dann gucken, mit wem du das Wochenende verbringst.” Hier droht der Erpresser oder die Erpresserin sehr direkt mit den Konsequenzen und will bei dir Angst vor Liebesentzug erzeugen. “Auf Dauer werden deine vielen Dienstreisen unsere Beziehung zerstören” ist dagegen eher eine indirekte Drohung.
5.) Nachgeben
Eventuell wiederholen sich die vorangegangen Schritte zunächst in einer Teufelsspirale: Dein Widerstand wird größer, daraufhin steigt der Druck und die Drohungen werden extremer.
Irgendwann bist du so zermürbt, dass du nachgibst. Natürlich hoffst du, den Frieden in der Beziehung damit wiederherzustellen. Vielleicht hast du sogar schon angefangen, an dir zu zweifeln: Vielleicht bist du auch nur sensibel und dein Widerstand ist eigentlich ungerechtfertigt? Immerhin geht es um die Bedürfnisse deines Partners oder deiner Partnerin. Und vielleicht denkst du dir auch “das machen halt alle so”?
Wenn du nachgegeben hast, wirst du vermutlich zumindest kurzzeitig eine Verbesserung eurer Beziehung spüren. Da du nun die Bedürfnisse deines Partners oder deiner Partnerin erfüllst, verschwindet die Angst vor Liebesentzug oder anderen emotionalen Bestrafungen.
6.) Wiederholung
Leider ist diese Besserung meist nur von kurzer Dauer. Da dein Partner oder deine Partnerin mit der emotionalen Erpressung Erfolg hatte, wirst du nun häufiger Opfer davon. Es ist wie bei vielem im Leben: Wenn wir etwas gefunden haben, das gut funktioniert, sind wir nicht bereit, es aufzugeben. Und das ist natürlich erst recht so, wenn wir gar keine Alternative kennen. Also wirst du schon bald wieder erpresst.
Auf Dauer merkt dein Partner oder deine Partnerin natürlich auch, welche Erpressungsversuche bei dir auf fruchtbaren Boden fallen. Vor manchen Drohungen fürchtest du dich mehr als vor anderen. Also werden die Erpressungsversuche ausgefeilter und gezielter. Deine Partnerin oder dein Partner kommt dann noch schneller ans Ziel. Und mit jedem unerfüllten Bedürfnis landet ihr in einer weiteren Spirale der emotionalen Erpressung.
Du musst dich dann immer wieder erklären, immer wieder Widerstand aufbauen und letztendlich entweder nachgeben oder auf die Folgen gefasst sein. In vielen Beziehungen wird die emotionale Erpressung so zu einem Kommunikations-Muster. Das heißt, sie wird Teil der normalen Kommunikation zwischen euch. Die Frustration in der Beziehung steigt dann immer weiter. Aber keiner von euch kann so richtig sagen, woran es liegt, weil euch gar nicht auffällt, dass diese Art der Kommunikation eben nicht normal ist.. Die Liebe wird an Bedingungen geknüpft und emotionale Erpressung tritt immer häufiger auf. Und irgendwann ist die Beziehung kaputt.
Die vier Grundtypen emotionaler Erpresserinnen und Erpresser
In ihrem Buch unterteilt Dr. Forward emotionale Erpresser und Erpresserinnen in vier unterschiedliche Grundtypen. In der Realität verschwimmen die Grenzen natürlich und die meisten Menschen werden sich einer Kombination verschiedener Elemente bedienen. Dennoch hilft es, die vier Archetypen zu kennen, um die Anzeichen einer erpresserischen Situation erkennen zu können.
Der oder die Bestrafende
Du weigerst dich, auf eine Forderung einzugehen. Daraufhin baut der oder die Bestrafende Druck durch Handlungen auf, die dir nicht gut tun. Manchmal ist es eine direkte Aussage: “Wenn du nicht tust, was ich sage, werde ich etwas tun, was dir weh tut.” Doch nicht immer ist der Ansatz so offensichtlich. Auch generelle Aggression, Zorn oder Aus-dem-Weg-Gehen sind Bestrafungsmethoden.
In jedem Fall geht es darum, dich zu bestrafen.
Der oder die sich selbst Bestrafende
Sich selbst Bestrafende wollen dich dazu bringen, deinen Widerstand aufzugeben, um negative Folgen für den Erpresser oder die Erpresserin zu verhindern. Es muss dabei nicht immer gleich das Extrembeispiel sein, sich selbst körperlich zu verletzen. Auch viel subtilere Methoden können hier wirken: Vielleicht sollst du jeden Tag kochen, weil dein Partner oder deine Partnerin sonst nichts Vernünftiges zu Essen bekäme und auf Dauer vom Fastfood Gesundheitsprobleme bekäme? Oder vielleicht sollst du dich am Wochenende auf eine bestimmte Art verhalten, damit dein Partner oder deine Partnerin sich wirklich entspannen kann und ausgeruht in die nächste Arbeitswoche geht?
Häufig sind sich selbst Bestrafende entwickeln Geschick darin, dir die Schuld für die missliche Lage in die Schuhe zu schieben. “Du trägst die Schuld daran, dass es mir schlecht geht, und ich leide darunter” ist ein Standardsatz dieser Personen.
Die oder der Leidende
Diese Art der emotionalen Erpressung ist indirekter. Anstatt dir zu sagen, was du zu erwarten hast, stellt die Person ihr Leid zur Schau. Natürlich gibt es verschiedene Ausprägungen dieses Typs. Sie verbindet, dass das Leid sichtbar für dich ist. Manche Leidende sprechen ausführlich darüber, wie schlecht es ihnen geht und formulieren dabei auch konkrete Vorwürfe: “Wegen deiner Sturheit bezüglich des Wochenendausflugs habe ich jetzt wieder mit einer extrem starken Migräne zu kämpfen.” Andere Leidende zeigen ihr Leid eher durch Traurigkeit oder Niedergeschlagenheit: Sie seufzen, runzeln die Stirn, weinen oder blasen auf andere Art sichtbar Trübsal. In jedem Fall sollst du durch das Leid der anderen Person Schuldgefühle entwickeln.
Die oder der Lockende
Nicht immer kannst du emotionale Erpressung leicht erkennen. Gerade bei lockenden emotionalen Erpresserinnen und Erpressern kann die Erpressung zunächst als freundliche Geste aufgenommen werden. Die Absicht zur Manipulation erkennst du erst später.
Der oder die Lockende verspricht dir dabei eine Belohnung, wenn du ein bestimmtes Verhalten zeigst. Sobald du diese Forderung erfüllt hast, siehst du dich jedoch einer weiteren Forderung gegenüber, die du erfüllen musst, bevor die versprochene Belohnung greifbar wird. Vielleicht ahnst du schon, worauf dieses Verhalten hinausläuft: Der oder die Lockende wird immer neue Gründe erfinden, warum du immer noch nicht am Ziel bist. Und wenn du das Thema ansprichst, spielen Lockende es dir häufig zurück: “Siehst du nicht, dass gerade der komplett falsche Moment dafür ist?”
[Übrigens ist dieses Verhalten auch bei uns selbst immer wieder Thema: Wir versprechen uns selbst etwas, halten uns dann aber nicht an die Abmachung, wenn wir das Ziel erreicht haben.]
Wie beendest du emotionale Erpressung?
Emotionale Erpressung kann eine Beziehung auf Dauer zerstören. Deshalb ist es wichtig, dass du dich gegen dieses Verhalten wehrst, wenn du deine Beziehung retten willst. Vielleicht ahnst du schon, was jetzt kommt: Einfach nur mehr Widerstand oder gar eigene emotionale Erpressung mögen kurzfristig Erfolg zeigen, scheitern aber langfristig.
Wenn du die folgenden Punkte liest, erinner dich an meine Erklärung oben: Die wenigsten Menschen nutzen emotionale Erpressung, weil sie überzeugt von der Methode sind. Sie sehen einfach keine anderen Möglichkeiten, ihren Bedürfnissen Geltung zu verschaffen.
Das wichtigste: Erkenne, was KEINE emotionale Erpressung ist
Ich habe es oben bereits kurz geschrieben: Nicht jede Äußerung eines Bedürfnisses ist eine emotionale Erpressung!
Wir alle haben unsere ganz eigenen Bedürfnisse und Grenzen. In einer Beziehung haben alle Beteiligten das Recht, ihre Bedürfnisse zu erfüllen und ihre Grenzen zu wahren. Zur emotionalen Erpressung wird das nur, wenn Druck, Drohungen oder Kontrollversuche seitens deiner Partnerin oder deines Partners genutzt werden.
In diesem Zusammenhang solltest du außerdem unterscheiden zwischen tatsächlicher emotionaler Erpressung und empfundener emotionaler Erpressung. Unter Umständen kommt bei dir nämlich etwas als Erpressung an, was gar nicht so gemeint war?
Dieses Problem erleben wir leider recht häufig in Bezug auf unsere Sexualität: Aus Film und Fernsehen übernehmen wir die Vorstellung, dass Liebende keine Worte bräuchten, um miteinander guten Sex zu haben. Wenn also deine Partnerin oder dein Partner beim Sex eine bestimmte Handlung will, stimmst du vielleicht zu, obwohl du eigentlich keine Lust darauf hast – und zwar, weil du ansonsten emotionale Erpressung fürchtest. Dabei war das gar nicht das Ziel deiner Partnerin oder deines Partners. Ein “Nein” hätte er oder sie durchaus als deine Grenze akzeptiert. Leider ist es aber immer noch nicht normal, über erotische Fantasien zu sprechen. Du interpretierst die Situation falsch und nimmst an, emotional erpresst zu werden.
Schäme dich nicht, wenn du herausfindest, dass du dich erpresst gefühlt hast und dein Partner oder deine Partnerin es gar nicht so gemeint hat. Schuldgefühle helfen hier nur bedingt. Ihr beide könnt stattdessen aus der Situation lernen: Wenn dein Partner oder deine Partnerin dich tatsächlich nicht erpressen will und du dich in gewissen Situationen oder durch bestimmte Formulierungen dennoch überfordert fühlst, könnt ihr euch gegenseitig darin unterstützen, die entsprechenden Situationen zu entschärfen.
Bewahre Ruhe
Meist versuchen emotionale Erpresserinnen und Erpresser, von dir eine sofortige Reaktion zu erzielen. Dann ist nämlich die Chance am höchsten, dass du zustimmst, anstatt dir genau zu überlegen, welche anderen Möglichkeiten du hast. Bewahre deshalb Ruhe und lass dich nicht zu einer sofortigen Antwort verleiten. Sag ganz offen, dass du Zeit zum Nachdenken brauchst und dass du deine Entscheidung nicht sofort treffen wirst.
Vermutlich siehst du dich daraufhin mit größerem Druck konfrontiert: Die Erpresserin oder der Erpresser wird versuchen, dir einzureden, dass die Angelegenheit extrem dringend ist und du dich sofort entscheiden musst. Bleib standhaft und gehe nicht in die Offensive. Verteidige deine Position nicht. Bleib dabei: Du brauchst Zeit, um eine Entscheidung zu treffen.
Geh ins Gespräch
Du brauchst in deiner Bedenkzeit keine Entscheidung zu treffen. Vielmehr solltest du dir eine Gesprächsstrategie zurechtlegen, um mit deiner Erpresserin oder deinem Erpresser ins Gespräch zu kommen. Achte dabei allerdings deine eigenen Grenzen und auch dein Bedürfnis nach Sicherheit.
Gerade, wenn der Erpresser oder die Erpresserin sich der Wirkung auf dich nicht bewusst ist, kann ein Gespräch euch beiden Klarheit bringen. Beschreibe deine Gefühle und dass du dich durch das Verhalten deines Partners oder deiner Partnerin erpresst fühlst. Gib ihr oder ihm die Möglichkeit, das eigene Verhalten zu reflektieren und es zukünftig zu ändern.
Ein solches Gespräch gibt dir außerdem Gelegenheit, herauszufinden, ob deine Partnerin oder dein Partner wirklich die Absicht hatte, dich zu erpressen, oder ob du dich erpresst gefühlt hast, ohne dass dies beabsichtigt war. Damit es gelingt, können dir unsere Tipps für das aktive Zuhören helfen.
Identifiziere deine Trigger
Vor einiger Zeit erzählte mir ein Bekannter, seine Frau drohe ihm in letzter Zeit häufiger damit, nicht mehr mit ihm zum gemeinsamen Tanzkurs zu gehen. Für ihn ist das gemeinsame Tanzen extrem wichtig. Es steht für Vertrauen, aufeinander Achten und gute Musik. Entsprechend empfindlich war er diesbezüglich.
Würde ein abgesagter Tanzkurs dich ebenfalls so stark treffen? Nicht jede Drohung ist für jede Person wirklich schlimm. Welche Drohungen haben auf dich wirklich Einfluss? Diese Drohungen sind deine Trigger, also Auslöser. Wenn du mit dieser Folge erpresst wirst, gibst du nach.
Es ist sinnvoll, dass du deine Trigger identifizierst. Was genau erschreckt dich an der Drohung? Wenn du weißt, welche Trigger bei dir besonders erfolgreich sind, kannst du darauf hinarbeiten, ihren Einfluss nach und nach auszuschalten. Zum Beispiel kannst du dir eine Standardantwort zurechtlegen, die du jedes Mal nutzen kannst, wenn dein Partner oder deine Partnerin dich mit einem deiner Triggerpunkte emotional erpressen will.
Versuch, einen Kompromiss zu finden
Anstatt eine Forderung rundheraus abzulehnen, kannst du deinerseits Bedingungen aufstellen, unter denen du die Forderung erfüllen kannst. Natürlich nutzt es wenig, sofort eine eigene Forderungsliste aufzustellen.
Viel sinnvoller ist es, über das Bedürfnis hinter der Forderung zu sprechen. Geh dem Bedürfnis deines Partners oder deiner Partnerin auf den Grund. Gibt es andere Möglichkeiten, dieses Bedürfnis zu befriedigen?
Nicht immer bedeutet ein Kompromiss, dass ihr euch genau in der Mitte eurer Positionen treffen müsst. Manchmal ergeben sich in einem ehrlichen Gespräch auch andere Alternativen, die ihr allein nie entwickelt hättet.
Wenn du Hilfe brauchst
Ich kann dir nicht versprechen, dass die emotionalen Erpressungsversuche von heute auf morgen aufhören. Manchmal ist auch Hilfe von außen nötig, um die Situation einschätzen zu können und gemeinsam Lösungswege zu erarbeiten.
Wirst du fortlaufend emotional erpresst, kann es sinnvoll sein, sich professionelle Hilfe zu suchen. Erste Anlaufstationen können die Telefonseelsorge oder die örtlichen Familienberatungsstellen sein.
Vielleicht glaubst du auch, dass die emotionale Erpressung eigentlich nur eine Notlösung ist, weil dein Partner oder deine Partnerin keine anderen Wege kennt, die eigenen Bedürfnisse auszudrücken. In diesem Fall kann dir mein Kurs weniger streiten helfen. Im Kurs lernst du, in Zukunft in Stresssituationen in deiner Beziehung nicht mehr mit deinem gewohnten, automatischen Verhalten zu reagieren. Immerhin hat dieses Verhalten die Situation bisher nicht verbessert. Du schaffst dir die Möglichkeit, die Perspektive deines Partners oder deiner Partnerin besser zu verstehen und sinnvoller zu handeln. Das unterbricht eure gewohnten Eskalationsspiralen und macht es euch leichter, Lösungen zu finden, die für euch beide funktionieren. Es ist dafür nicht nötig, dass ihr den Kurs zu zweit macht. Setz bei dir an; der Effekt wird spürbar sein. Wenn die emotionale Erpressung tatsächlich nur wegen fehlender Alternativen genutzt wurde, wird sie nun in eurer Beziehung wesentlich in den Hintergrund rücken.
Vielleicht stehst du am Ende dieses Textes aber auch da und dein Selbstwertgefühl liegt am Boden. Denn beim Lesen ist dir bewusst geworden, dass du selbst durch emotionale Erpressung Macht über deinen Partner oder deine Partnerin ausübst. Und jetzt fragst du dich, wie du diese Verhaltensmuster loswerden kannst.
Was du brauchst, ist also eine Alternative. Auch hier kann dir mein Kurs "Weniger streiten" helfen. Denn du lernst, wie du deine Bedürfnisse formulierst, ohne damit zum Erpresser oder zur Erpresserin zu werden. Und diese Verhaltensänderung kann langfristig deine Beziehung retten.