Du fragst dich, ob deine Beziehung am Ende ist oder noch eine Zukunft hat? In diesem Artikel erfährst du, welche Anzeichen auf das Ende einer Partnerschaft hindeuten können, wie du damit umgehst und was du tun kannst, um deiner Partnerschaft noch eine Chance zu geben.
Das Wichtigste vorweg: Ihr habt noch eine Chance!
Wenn du gleich unten liest, welche Warnsignale es gibt, wirst du vielleicht ein flaues Gefühl im Magen haben, weil du merkst, dass eure Beziehung ganz schön auf die schiefe Spur geraten ist.
Bitte beende deine Beziehung dann nicht in einer Kurzschlussreaktion. Denn es gibt für die allermeisten Beziehungen eine Möglichkeit, wieder genauso intensiv und liebevoll zu werden, wie sie schon mal war. Mein Tipp: Lies die Warnsignale, und sieh sie genau als das an: Warnungen. Es handelt sich also nicht um einen Beziehungstest, bei dem du ab einer bestimmten Punktzahl ganz schnell deine Partnerschaft beenden solltest. (Einen Test habe ich am Ende trotzdem für dich, aber der wird dir helfen, eine Strategie zu entwickeln, wie du eurer Beziehung wieder Leben, Liebe und Leidenschaft einhauchen kannst.)
Verliebtheit oder Liebe?
Am Anfang einer Beziehung sorgen die Hormone dafür, dass wir alles mit der rosaroten Brille sehen. Erst nach dieser hormonellen Verliebtheitsphase kann die langfristige Liebe folgen. In gewisser Weise ist es also normal, dass du jetzt eure Partnerschaft realistischer siehst. Das Gute an der Sache ist aber auch, dass eure Beziehung jetzt eine Frage der Entscheidung und nicht der Hormone ist.
Die folgenden Warnsignale treten manchmal schon in der Verliebtheitsphase auf, doch nehmen wir sie dann nicht so leicht wahr. Deshalb folgt dann später unter Umständen ein böses Erwachen. Doch wie gesagt: Wenn man Warnsignale ernst nimmt, kann sich vieles zum Guten wenden.
Vielleicht gab es in euer Beziehung auch einen bestimmten Umbruch, mit dem die Warnsignale schlagartig mehr wurden? Vielleicht hat sich jobtechnisch etwas verändert, oder ihr seid umgezogen? Vielleicht habt ihr auch Kinder bekommen? Große Umbrüche stellen eine Beziehung auf die Probe. Sie müssen nicht zum Ende führen – im Gegenteil, sie können euch als Paar stärken. Doch das geht nur, wenn ihr die Veränderungen bewusst annehmt.
Falls das der Fall ist, schau dir gerne meinen kostenlosen Minikurs zum Elternpaar-Dilemma an.
Beziehung am Ende: Die 10 wichtigsten Warnsignale
1. Emotionale Distanz
Du fühlst dich allein, obwohl du in einer Beziehung bist. Dieses Gefühl der Einsamkeit trotz Partnerschaft ist oft eines der ersten Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Du merkst vielleicht, dass ihr emotional nicht mehr verbunden seid, weniger miteinander teilt und euch gegenseitig nicht mehr wirklich "seht". Diese emotionale Kluft kann sich schleichend entwickeln und ist oft schwer zu überbrücken, wenn sie erst einmal da ist. Wenn ihr euch dafür entscheidet, zusammen zu bleiben, ist es wichtig, aktiv an eurer emotionalen Verbindung zu arbeiten.
2. Fehlende Intimität
Sowohl körperlich als auch emotional fehlt die Nähe. Intimität ist mehr als nur Sex – es geht um Berührungen, Zärtlichkeiten und emotionale Verbundenheit. Wenn du merkst, dass ihr euch kaum noch berührt, selten oder gar nicht mehr miteinander schlaft und auch die emotionale Intimität fehlt, könnte dies ein Zeichen dafür sein, dass eure Beziehung in Schwierigkeiten steckt. Generell sind Phasen mit weniger Sex durchaus normal, vor allem nach der Geburt eines Kindes oder wenn ihr für einige Zeit eine Fernbeziehung führt. Problematisch wird es, wenn wenig Sex auch zu wenig Intimität führt und wenn dieser Zustand anhält. Manchmal ist es auch so, dass der eine Mensch den Mangel an Intimität problematischer findet als der andere. Und für manche Menschen ist Sex ein wesentlich wichtigerer Bestandteil von Intimität als für andere. Mehr zum Thema "Kein Sex mehr in der Ehe":
👉 Kein Sex mehr in der Ehe: Raus aus dem Beziehungstief
3. Ständige Konflikte oder gar keine Konflikte mehr
Ihr streitet häufig, oder noch schlimmer, ihr habt das Streiten ganz aufgegeben. Konflikte sind in jeder Beziehung normal, aber wenn jedes Gespräch in einem Streit endet oder ihr ständig aneinander geratet, ist das ein Warnsignal. Ebenso bedenklich ist es, wenn ihr aufgehört habt zu streiten, weil ihr resigniert habt oder euch der Partner oder die Partnerin egal geworden ist. Falls das euer Problem ist, willst du vielleicht an deiner eigenen Kommunikation ansetzen.
Wenn du deine Kommunikation verbessern möchtest, kann Aktives Zuhören ein wertvoller Schlüssel sein. Hier erfährst du, wie es funktioniert:
👉 Aktives Zuhören: 5 Tipps für gelungene Paarkommunikation
4. Mangelnde Unterstützung
Ihr steht euch nicht mehr bei oder spielt sogar gegeneinander. In einer gesunden Partnerschaft solltet ihr ein Team sein, das sich gegenseitig unterstützt und füreinander da ist. Fehlendes Vertrauen in den Partner oder die Partnerin kann dazu führen, dass ihr euch nicht mehr gegenseitig unterstützt. Wenn du merkst, dass du die Erfolge deines Partners oder deiner Partnerin nicht mehr feierst, ihr eure gegenseitigen Sorgen nicht ernst nehmt oder sogar gegeneinander arbeitet, ist das ein ernsthaftes Warnsignal.
5. Gereiztheit
Du fühlst dich genervt oder gereizt in Gegenwart deines Partners oder deiner Partnerin. Wenn du merkst, dass du dich häufig und selbst bei Kleinigkeiten über deinen Lieblingsmenschen ärgerst, solltest du aufhorchen. Gleiches gilt, wenn du dich in der Gegenwart deiner Partnerin oder deines Partners unwohl fühlst oder das Gefühl hast, wie auf rohen Eiern zu laufen, um keinen Wutausbruch deines Lieblingsmenschen zu provozieren.
6. Vernachlässigung der Partnerschaft
Ihr investiert nicht mehr in eure Beziehung. Und das ist ein wirkliches Problem. Eine Partnerschaft braucht Pflege und Aufmerksamkeit (gerade nach der Phase der Verliebtheit). Wenn ihr keine gemeinsamen Aktivitäten mehr plant, keine Zeit mehr füreinander findet oder aufgehört habt, euch um die Bedürfnisse des anderen zu kümmern, hat eure Beziehung an Priorität verloren. Manche Menschen fliehen in einer solchen Situation in eine Affäre – sei es emotional oder physisch. Mehr über die unterschiedlichen Arten von Affären und ihre Auswirkungen erfährst du hier:
👉 Die 4 Typen der Affäre & was du darüber wissen solltest
7. Übermäßige Kritik
Wenn eure Partnerschaft in einer Krise steckt, werden positive Worte selten. Kritik überwiegt. Konstruktive Kritik kann eine Beziehung verbessern, aber wenn du merkst, dass ihr ständig aneinander herumnörgelt, ist das ein Warnsignal. Besonders problematisch wird es, wenn die Kritik persönlich wird, unter die Gürtellinie geht und den Charakter des anderen angreift. Eine gesunde Beziehung basiert auf gegenseitigem Respekt und Wertschätzung.
8. Wunsch nach grundlegender Veränderung
Du möchtest, dass sich dein Lieblingsmensch komplett ändert. Es ist normal, dass man sich Verbesserungen in der Partnerschaft wünscht. Wenn du aber das Gefühl hast, dass dein Partner sich grundlegend ändern müsste, damit du glücklich sein kannst, ist das ein Alarmzeichen. Es deutet darauf hin, dass du möglicherweise nicht die Person akzeptierst, die dein Lieblingsmensch wirklich ist.
9. Kommunikationsprobleme
Ihr redet nur noch über Organisatorisches, dabei ist Kommunikation doch das Herzstück jeder Beziehung. Wenn eure Gespräche sich nur noch um alltägliche Dinge wie Einkäufe oder Terminplanung drehen und ihr nicht mehr über eure Gefühle, Träume oder Sorgen sprecht, fehlt eine wichtige Verbindung zwischen euch. Oft vermeidet ihr auch wichtige Themen, die eure Beziehung betreffen, aus Angst vor Konflikten. Achte auch darauf, ob ihr wichtige Entscheidungen noch gemeinsam trefft oder ob jeder für sich entscheidet. Hier findest du kreative Wege, 'Ich liebe dich' auf besondere Art auszudrücken und wieder echte Nähe zu schaffen.
👉 Ich liebe dich: 40 Ideen, wie du es noch schöner sagen kannst.
10. Schuldzuweisungen
Probleme werden nicht gelöst, sondern ihr schiebt euch gegenseitig die Schuld in die Schuhe. In einer gesunden Beziehung arbeitet ihr gemeinsam an Lösungen, anstatt euch gegenseitig zu beschuldigen. Wenn du merkst, dass einer von euch immer den anderen für alle Probleme verantwortlich macht, ist das ein Zeichen dafür, dass ihr nicht mehr als Team funktioniert.
Was kannst du tun?
Erkennst du einige dieser Warnsignale in deiner Beziehung? Bevor du vorschnell aufgibst, denk daran: Liebe ist eine Entscheidung. Oft kann schon die Initiative einer der beiden Personen positive Auswirkungen haben.
Wie beim Hausbau gilt auch in der Beziehung: Nichts funktioniert ohne ein stabiles Fundament. Dieses Fundament besteht aus zehn Grundlagen, die ihr gemeinsam gestalten solltet.
- 1Ihr entscheidet euch für eine gemeinsame Beziehung
- 2Ihr bringt eure gegenseitigen Bedürfnisse miteinander in Einklang
- 3Ihr erhaltet eure emotionale Unabhängigkeit
- 4Ihr kommuniziert respektvoll
- 5Ihr lasst Intimität nicht hinten runterfallen
- 6Ihr nehmt euch Zeit für gemeinsame Projekte
- 7Ihr unterstützt euch bei der Selbstentfaltung
- 8Ihr übt euch in gegenseitiger Akzeptanz und gegenseitigem Verständnis
- 9Ihr geht gemeinsam durch Veränderungen
- 10Ihr drückt eure Liebe aus
Diese zehn Punkte habe ich in einem anderen Artikel bereits ausführlicher behandelt und gebe auch jeweils einen Tipp zur direkten Umsetzung. Schau gerne rein:
👉 Was macht eine gute Beziehung aus? (Plus 10 Umsetzungstipps)
Beziehung am Ende – trotzdem keine Paarberatung!?
Die zehn Fundamente einer Beziehung funktionieren langfristig nur, wenn beide Menschen sich auf die Partnerschaft einlassen. Doch den ersten Schritt hin zu einer harmonischeren Beziehung kannst du alleine gehen. Und aus meiner Erfahrung sollte dieser erste Schritt nicht gerade der Gang zur Paarberatung sein. Denn bei einer Paarberatung werden häufig alte Probleme aufgewühlt. Das hilft meist nicht, wenn eure Stimmung zu Hause bereits angeknackst ist. Eine Paarberatung ist nur sinnvoll, wenn ihr beide wirklich den Willen habt, mithilfe einer dritten Person einen frischen Blick auf eure Beziehung zu bekommen. Da es aber meistens so ist, dass mindestens eine Person gar keine Lust auf eine Paarberatung hat, führen die Termine dann nur zu peinlichem Schweigen, gegenseitigen Vorwürfen und Frust. Mein Vorschlag ist deshalb, dass du dein Beziehungsglück selbst in die Hand nimmst – ohne deinem Lieblingsmenschen davon zu berichten.
Meine persönliche Erfahrung und meine Arbeit mit über eintausend Klientinnen und Klienten zeigt, dass es sinnvoller ist, wenn wir uns darauf konzentrieren, was wir ganz persönlich verändern können. Es gab eine Zeit in meiner Ehe, in der ich meiner Frau kaum übel nehmen konnte, dass sie keine Lust mehr darauf hatte, ihre Zeit mit mir zu verbringen. Dann nahm ich die Zügel in die Hand, schaute mit einem selbstkritischen Blick auf unsere Beziehungsstruktur und stellte fest, dass wir beide ganz schön auf der Bremse standen. Solange ich mit dem einen Fuß auf der Bremse stand, konnte ich mich in anderen Bereichen so viel anstrengen, wie ich wollte: Unsere Partnerschaft kam nicht voran. Sobald ich in der Lage war, die Bremse zu lösen, wurden meine restlichen Bemühungen viel gewinnbringender. Weil ich meine Herangehensweise änderte, machte ich es meiner Frau leichter, ebenfalls wieder mehr in unsere Ehe zu investieren. Und wir sind beide der Meinung: Es hat sich gelohnt!
Bevor du also deinen Lieblingsmenschen zur Paarberatung schleppst, lös doch lieber eure Beziehungsbremse und erlebe, wie eure Partnerschaft dadurch wieder aufblüht.
Beziehungsbremsen-Selbsttest
Um mehr Klarheit zu gewinnen, wo du gerade auf der Bremse stehst bei eurer Partnerschaft, habe ich den Beziehungsbremsen-Selbsttest entwickelt. Er hilft dir, deine Situation objektiv einzuschätzen und mögliche nächste Schritte zu identifizieren.
Du kannst den Test kostenlos direkt hier starten:
Beziehung am Ende: Mein Tipp
Vielleicht beschäftigst du dich schon länger mit der Frage, ob eure Beziehung am Ende ist oder nicht. Wenn du schon mehr im Internet gelesen hast, hast du vermutlich auch schon gelesen, dass so mancher Guru davon überzeugt ist, dass du dann lieber die Beziehung beenden solltest. Es ist “out”, in einer unglücklichen Beziehung zu bleiben.
Viele Menschen raten dann, dass du dir jemanden suchen sollst, “zu dem du wirklich passt”.
Aus meiner Sicht gilt dieser Tipp nur für eine einzige Situation, nämlich wenn dein Partner oder deine Partnerin dich seelisch oder körperlich missbraucht. In diesem Fall gilt: Ruf am besten sofort eine Hilfehotline an und lass dir professionell helfen. Die Telefonseelsorge erreichst du unter 0800 1110111.
In allen anderen Fällen bin ich dafür, dass du dir einen festen Zeitraum steckst, in dem du deine Beziehung über alle anderen Aspekte deines Lebens priorisierst. Impulse zur Umsetzung dieses Vorsatzes erhältst du in der Auswertung des Beziehungsbremsen-Tests und auch in meinen Beziehungstipps per Mail. Denn es gibt keine Garantie, dass in einer neuen Partnerschaft nicht die alten Probleme wieder auftreten. Sobald die Verleibtheitsphase endet, heißt es auch hier: Liebe ist eine bewusste Entscheidung, die mit entsprechenden Taten verbunden ist.
Entscheide dich also für einen Zeitraum, in dem du versuchen wirst, deine Beziehung zu priorisieren. Wenn du bis zum Ablauf der gesetzten Frist keine Veränderungen spürst, hast du vielleicht drei Monate vergeudet, aber dafür kannst du dir nun auch sicher sein, dass du deine Beziehung beenden möchtest. Ich vermute aber, wenn du wirklich investierst, wird deine Beziehung in dieser Zeit aufblühen und du den Gedanken an