Kein Sex mehr in der Ehe belastet viele Paare. Erfahre hier die häufigsten Ursachen und praktische Lösungen, wie ihr wieder zu mehr Intimität findet.
💡 Schnelleinstieg: Kein Sex mehr in der Ehe – Ursachen & Lösungen
Warum kein Sex mehr in der Ehe? Die 7 häufigsten Ursachen
Nach der Verliebtheitsphase können Alltagsstress, Kinder, gesundheitliche Probleme und Beziehungskonflikte zu weniger Sex in der Ehe führen - diese Gründe verstärken sich oft gegenseitig und entfernen Paare voneinander.[Mehr zu den Ursachen →]
Fehlender Sex in der Ehe kann zu emotionaler Distanz führen und das Selbstwertgefühl beider Partner beeinträchtigen - Studien zeigen, dass besonders Frauen darunter leiden und die Gefahr von Untreue steigt. In einer erfüllten Partnerschaft stärken körperliche Nähe und Intimität dagegen das Vertrauen und die Bindung durch die Ausschüttung von Hormonen wie Oxytocin. [Mehr zu den Auswirkungen auf eure Beziehung]
Praktische Tipps für ein erfülltes Sexleben
Eine erfüllte Sexualität in der Ehe lässt sich durch offene Kommunikation, bewusste Paarzeit und kleine Gesten der Zuneigung wiederaufbauen - wichtig ist dabei, die Schuldfrage beiseite zu lassen und die Beziehung aktiv zu priorisieren. Der erste Schritt ist nicht unbedingt mehr Sex, sondern das Wiederherstellen von emotionaler Nähe und Vertrauen im Alltag. [Mehr zu den praktischen Lösungsansätzen →]
"Kein Sex mehr in der Ehe" - wenn du das bei der Suchmaschine deiner Wahl eingibst, willst du entweder "nur für einen Freund recherchieren" oder bist mit deiner jetzigen Situation nicht zufrieden. Eigentlich ist es auch egal, ob du für dich selber recherchierst oder für andere, denn offensichtlich gibt es da dieses Problem, dass zwei Menschen in ihrer Ehe nicht mehr miteinander schlafen, und dass es zumindest eine Person gibt, die mit diesem Zustand nicht zufrieden ist.
Menschen in festen Beziehungen haben statistisch gesehen weniger Sex. Zumindest war das das Ergebnis einer Studie zur Sexualität Erwachsener in Deutschland der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus dem Jahr 2020¹. Was aber für euch im Zweifelsfall "wenig" ist und ab wann man von "keinem Sex in der Ehe" spricht, ist sehr individuell. Ist für dich ein Monat ohne Sex ein Problem? Oder vollkommen okay? Und zwei Monate? Ein "Ausrutscher", den ihr danach mit mehreren Wochen täglich ausgleicht? Oder der Start in eine Phase von mehreren Jahren?
Lass mich dir zuerst sagen: Keinen Sex mehr zu haben muss nicht unbedingt problematisch sein, und ihr seid auch lange nicht das einzige Paar, das durch diese Phase geht. Es hilft, zu verstehen, woher die Unlust kommt, denn je nach Situation gibt es ganz unterschiedliche Dinge, die sinnvoll sein können.
Warum kein Sex mehr in der Ehe? Die 7 häufigsten Ursachen
1. Das Ende der Verliebtheit verändert alles
Zu Beginn einer Beziehung übernehmen die Hormone das Verliebtsein – und damit meist auch die Libido. Wir lieben einfach alles an unserem Gegenüber und haben die berühmte rosarote Brille auf. Und da wir so hin und weg sind, ist auch das Liebesleben ein Traum: Der Lieblingsmensch liest jeden Wunsch von den Augen ab, man kann kaum die Finger voneinander lassen und die Sexualität hat im Alltag einen hohen Stellenwert.
Doch nach spätestens drei Jahren ist diese Phase zu Ende. Dein Körper schüttet die Verliebtheitshormone nicht mehr von selber aus. Wenn du willst, dass eure Beziehung von der Verliebtheit zur Liebe übergeht, musst du aktiv werden und die Beziehung von dir aus am Leben halten.
Für den Sex bedeutet das: Vielleicht hattest du früher ständig Lust auf Sex und bei dir hat sogar der alte Witz funktioniert: "Schatz, sag mir was Schmutziges" - "Küche". Und nun ist die schmutzige Küche genau ein Punkt, warum du absolut keine Lust mehr auf Sex hast.
2. Wenn der Alltag die Lust erstickt
"Na, wollen wir noch ein wenig…?" – "Entschuldige, aber ich muss noch diesen Bericht für morgen fertig schreiben…" Das kennen wir so oder so ähnlich bestimmt alle. Wenn es irgendwann mal vorkommt, muss eure Ehe daran nicht scheitern. Wenn es allerdings ständig etwas gibt, das erst noch erledigt werden muss, ist es schwierig, sich fallenzulassen und das gemeinsame Liebesleben zu genießen. Da kann es sogar vorkommen, dass Sex bloß zu einer weiteren Aufgabe auf der ewigen To-Do-Liste wird…
3. Mental Load und Stress als Lustkiller
Die ewige To-Do-Liste im Kopf sagt dir, dass du ja noch lange nicht fertig bist. Mental Load ist mehr als ein Modewort. Mental Load kann euer Liebesleben sehr böse beeinflussen. Stress im Job, eine hohe Stundenanzahl oder auch nur ungünstige Arbeitszeiten können zusätzlich dein Liebesleben negativ beeinflussen.
Das Phänomen ist so verbreitet, dass in den USA dafür sogar ein eigener Begriff entstanden ist: "DINS" - dual income, no sex. Er beschreibt Paare, die zwar beide ein Einkommen haben, aber deren Intimleben unter Stress, Zeitmangel und den Anforderungen des täglichen Lebens leidet. Vielleicht kennst du das auch: Ihr seid erfolgreich im Job, aber abends fehlt einfach die Energie für Zweisamkeit.
4. Kinder verändern das Liebesleben grundlegend
Das Elternpaar-Dilemma als Grund für keinen Sex mehr in der Ehe ist ein häufiges Phänomen. Mit den Kindern ändern sich die Prioritäten und die Zeitfenster, besonders wenn eine Person zu Hause die Sorgearbeit übernimmt und die andere erwerbstätig ist.
Nach der Geburt braucht der Körper einer frischgebackenen Mutter Zeit zum Heilen, bevor vaginaler Sex wieder schmerzfrei möglich ist - bei manchen Frauen wenige Wochen, bei anderen bis zu einem Jahr oder länger. Hier ist es vor allem für Männer wichtig, die körperlichen Vorgänge nach einer Geburt zu verstehen.
Schlafmangel und Erschöpfung im Alltag mit Kindern lassen oft wenig Energie für Intimität. Viele Paare rutschen in eine Art Eltern-WG, deren einziges gemeinsames Ziel die Organisation des Alltags mit Kindern ist. Dann fehlt nicht nur der Sex, sondern auch die Vertrautheit und Harmonie.
Diese Entwicklung sehe ich so häufig in meinen Coachings, dass ich dafür einen kostenfreien Minikurs entwickelt habe: Das Elternpaar-Dilemma. Hier zeige ich dir, warum Eltern in diese Situation geraten und wie sie wieder herauskommen!
5. Wenn der Körper nicht mehr mitspielt
Manchmal liegt es nicht an der Priorität, sondern an körperlichen Ursachen. Nicht nur eine Geburt kann einen Körper stark verändern, auch Unfälle, Krankheiten und das Älterwerden können dazu führen, dass wir unser Sexleben anpassen müssen.
Hormonelle Veränderungen während Schwangerschaft, nach der Geburt oder in den Wechseljahren können die Libido stark beeinflussen. Auch chronische Erkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie die Einnahme bestimmter Medikamente können zu vermindertem sexuellem Verlangen führen.
6. Ungeklärte Konflikte als Libidokiller
Besonders schnell reden Paare an ihren jeweiligen Bedürfnissen vorbei, wenn die Aufgabenverteilung unklar ist. Wer kümmert sich wann um die Kinder, wer macht den Haushalt, wer geht arbeiten? Diese Spannungen können die emotionale Verbindung zusätzlich belasten.
7. Unterschiedliche Bedürfnisse und Erwartungen
Was bedeutet "Sex" für euch? Was zählt "schon" darunter, was "noch" nicht? Manchmal steckt ein Tanz, ein Telefonat oder eine Massage voller sexueller Energie. Was für euch zählt und was nicht, müsst ihr als Paar auskundschaften. Da gibt es kein Richtig oder Falsch, sondern nur eure (hoffentlich) gemeinsame Linie.
Auswirkungen von keinem Sex in der Ehe
Vorneweg ist es wichtig, dass du verstehst: Bei manchen Paaren hat weniger Sex andere Auswirkungen als bei anderen Paaren. Nicht immer sind Phasen ohne Sex eine Belastung für eine Beziehung.
Wenig oder kein Sex mehr in langjährigen Beziehungen kann also (aber muss nicht!) folgende Auswirkungen haben:
Emotionale Distanz wächst
Über körperliche Nähe und Zärtlichkeit in einer Beziehung schaffen wir eine starke Bindung zu unserem Lieblingsmenschen. Durch körperliche Berührungen, Umarmungen und Küssen werden Hormone wie Oxytocin und Dopamin freigesetzt, die das Gefühl von Verbundenheit und Liebe verstärken. Diese Momente der körperlichen Nähe stärken das Band zwischen Menschen und schaffen eine emotionale Intimität, die für viele Menschen die Grundlage für eine langfristige und glückliche Beziehung bildet.
Studien zeigen, dass ein Rückgang des sexuellen Verlangens bei Frauen stärker mit einer Abnahme der ehelichen Zufriedenheit verbunden ist als bei Männern. Das bedeutet nicht, dass Männer weniger unter Sexlosigkeit leiden, sondern dass die Auswirkungen auf die Gesamtzufriedenheit in der Ehe sich unterschiedlich zeigen können.
Selbstwertgefühl und Beziehungsqualität leiden
Fehlender Sex in einer Ehe kann das Selbstwertgefühl tiefgreifend beeinträchtigen. Das Gefühl, nicht attraktiv oder begehrenswert zu sein, wirkt sich dann auch auf andere Bereiche des Lebens aus.
Eine erfüllende Sexualität hingegen stärkt das Vertrauen zwischen Partnern, da sie sich auf einer sehr intimen Ebene miteinander verbinden. Fehlt diese Verbindung, kann dies nicht nur die Selbstachtung, sondern auch die Kommunikation in der Beziehung erschweren. Das Wohlbefinden beider Partner leidet, was sich wiederum negativ auf die gesamte Beziehungsqualität auswirkt.
Untreue wird zum Risiko
Wer in seiner Beziehung zufrieden ist, sucht keine Affäre. Wer unzufrieden ist, spielt vielleicht mit dem Gedanken, sich außerhalb der Ehe sexuelle Erfüllung zu suchen. Das führt fast immer dazu, dass es in der Ehe bergab geht. Und noch eine Sache möchte ich an dieser Stelle klar sagen: Es ist nicht sinnvoll, das Liebesleben auszulagern! Ob nun ein Seitensprung oder eine Affäre: Beides ist bloß ein Pflaster auf eine große Wunde.
Fehlender Sex - Symptom oder Problem?
Wenn ihr keinen Sex mehr habt, aber ansonsten in eurer Beziehung alles super ist und beide damit einverstanden sind, muss das kein Problem sein. Es gibt durchaus langjährige Beziehungen, die auch ohne regelmäßigen Sex glücklich sind.
Doch häufig ist fehlender Sex nur ein Symptom für tieferliegende Probleme. In meinen Coachings sehe ich oft: Die Kommunikation ist oberflächlich geworden, ihr verbringt kaum Zeit miteinander und das Interesse am Partner schwindet. Wer sich im Alltag nicht mehr mit dem Partner wohlfühlt, hat verständlicherweise auch wenig Lust auf Intimität.
Sich einfach vorzunehmen, wieder mehr Sex zu haben, greift daher meist zu kurz. Stattdessen sollten wir an den grundlegenden Aspekten eurer Beziehung arbeiten.
👉 Lies dazu auch: Unglücklich in der Beziehung: Soll ich bleiben oder gehen?
Praktische Lösungen bei keinem Sex in der Ehe
Eine schnelle Lösung gibt es meist nicht. Meine Tipps sind deshalb anders als der übliche Rat “kauft euch zusammen ein Sexspielzeug” oder Rollenspiele (auch wenn diese durchaus Spaß machen können!). Solche Hilfsmittel können ein bereits gutes Liebesleben noch besser machen, helfen aber wenig, wenn die Basis nicht stimmt. Auch aphrodisierende Lebensmittel oder Tantra-Kurse lösen das eigentliche Problem nicht. Lasst uns stattdessen an der Psychologie eurer Beziehung arbeiten:
👉 Lies dazu auch: Eheberatung: lies das hier VOR einer Paartherapie
Ist kein Sex in der Ehe ein Trennungsgrund?
Alles kann ein Trennungsgrund sein. Die falsch geleerte Zahnpastatube, eine Affäre, zu wenig, schlechter oder gar kein Sex mehr. Wenn du dich trennen willst, wirst du schon einen Grund finden.
Und vermutlich wird dann in deiner nächsten Beziehung nach Ablauf der rosaroten Verliebtheitsphase ein ähnliches Problem auf dich warten. Denn fehlender Sex wird nicht dadurch besser, dass du dir einen neuen Menschen suchst. Guten, für beide Seiten befriedigenden Sex haben Menschen nämlich vor allem dann, wenn sie sich auch so mit der Person wohlfühlen.
Entscheide also: Suchst du einen Trennungsgrund? Dann ist “kein Sex mehr in der Ehe” genauso gut oder schlecht wie jeder andere.
Willst du deine Beziehung wieder romantisch und liebevoll machen – inklusive heißer Nächte? Dann nutzt dir die Trennung wenig.
Der wichtigste Tipp: Priorisiere deine Beziehung!
Priorisiere deine Beziehung, um wieder mehr (und richtig guten!) Sex in deiner Ehe zu haben. Und ich schreibe bewusst an dich, nicht an euch. Du kannst deinen Partner nicht dazu zwingen, eure Beziehung zu priorisieren. Geh einfach mit gutem Beispiel voran. Du wirst merken, dass sich das nach und nach auch darauf auswirkt, wie dein Partner sich dir gegenüber verhält.
Mir ist durchaus bewusst, dass das nicht immer einfach ist. Wenn wir alle das Wissen, das wir haben, immer in die Praxis umsetzen würden, hätten wir einen ganzen Batzen weniger Probleme – sowohl in unserer Ehe als auch in vielen anderen Bereichen des Lebens (ich sage nur: regelmäßiger Sport…)
Aber die Umsetzung ist nun mal nicht einfach.
Da ist es sinnvoll, dass du dir Unterstützung holst. Das kann ein Freund oder eine Freundin als "Accountability Partner" sein, also als Mensch, dem du gegenüber rechenschaftspflichtig bist. Der kann dich jeden Abend fragen: Wie hast du heute deine Beziehung priorisiert und was hast du heute Gutes für deinen Ehemann oder deine Ehefrau getan?
Falls dir niemand einfällt, kannst du auch dein eigener Accountability Partner sein. Schreib dir einfach jeden Tag in ein Tagebuch, was du heute für deinen Lieblingsmenschen getan hast. Sei ehrlich. Es geht nicht um Perfektion, sondern um den Schritt in die richtige Richtung. Stell dir jeden Tag die Frage: Was kann ich heute für meinen Lieblingsmenschen tun und wofür bin ich dankbar?
Für diejenigen, die bei der täglichen Reflexion noch Unterstützung benötigen, habe ich das Beziehungsjournal 'Zurück auf Wolke Sieben' entwickelt:
Die Umsetzung dieser Tipps ist nicht immer einfach - wie beim Sport wissen wir oft, was zu tun wäre, tun uns aber mit der konsequenten Durchführung schwer. Genau deshalb habe ich das Lovomi Momentum Programm entwickelt: Dieser Online-Kurs begleitet dich Schritt für Schritt dabei, wieder mehr Liebe und Leidenschaft in deine Beziehung zu bringen - auch wenn dein Partner zunächst keine Veränderung anstrebt. Mit praktischen Übungen, praxisnahen Tipps für den Alltag und E-Mail Umsetzungs-Coaching zum Dranbleiben findest du deinen Weg zu einer erfüllteren Partnerschaft.
Ein erfülltes Sexleben in einer langen Ehe ist möglich!
Diese Erfahrung mache ich immer wieder mit meinen Klientinnen und Klienten – und auch ganz persönlich! Deshalb weiß ich, wie toll es ist, eben doch mehr als nur Eltern zu sein. Ich wünsche dir, dass auch du wieder Liebe, Vertrauen und Geborgenheit in deiner Ehe aufleben lässt. Dann sind die Voraussetzungen für ein erotisches Sexleben ausgesprochen gut. Ich wünsche dir viel Spaß dabei!
- ¹ https://www.bzga.de/presse/pressearchiv/pressemitteilungen-2020/2020-09-23-uke-und-bzga-stellen-erste-ergebnisse-der-studie-zur-sexualitaet-erwachsener-in-deutschland-vor/ (abgerufen am 28.06.24)
- McNulty, J., Maxwell, J., Meltzer, A., & Baumeister, R. (2019). Sex-Differentiated Changes in Sexual Desire Predict Marital Dissatisfaction. Archives of Sexual Behavior, 48, 2473 - 2489. https://doi.org/10.1007/s10508-019-01471-6
- Leiblum, S. (2003). Sex-starved marriages sweeping the US. Sexual and Relationship Therapy, 18, 427 - 428. https://doi.org/10.1080/14681990310001609769